Full text: Sammelband

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Darum also läßt man diesen Versuch des Körpers, sich vor dem 
Verbluten durch Aneurysmenbildung zu schützen, nur als Notbehelf 
gelten. Wo der Arzt eine solche Geschwulst entdeckt, ist er auf der 
hut und entfernt sie, bevor das Unglück eintritt. Nur eine Ope— 
ration kann das Leben retten. Worauf es ankommt, das ist, das ge⸗ 
fährliche Löchelchen in der Ader, durch das das Blut in den Sack 
wirbelt, dauernd zu verschließen. Das ist eine schwierige Kunst, da 
doch das Blut in diesem gefährlichen Gebiete strudelt und klopft 
und pulst, und man den Strom des Leben spendenden Blutes nicht 
oder doch nicht lange unterbrechen darf. In früheren Zeiten machte 
man in zaghafter Weise den Eingriff so, daß man oberhalb und 
unterhalb der Aussackung das Arterienrohr zuschnürte, dann den 
Sack völlig auslöste. Das Ziel hatte man erreicht. Die Aussackung 
war jetzt fort und mit ihr die Gefahr des Platzens; aber dieses Vor— 
gehen hat seine großen Gefahren, denn nun erhält die Ader jenseits 
kein Blut mehr, das sie weiterleiten soll zu den lebenswichtigen 
Organen, und man mußte es dem Zufalle überlassen, ob die seit— 
lichen Zweigäste oberhalb und unterhalb des Sackes weit genug 
waren, die notwendige Blutmenge für den Hauptstamm stellvertre— 
tend zu übernehmen. Wollte es das Unglück, daß diese Nebenäste 
nicht ausreichten oder sich nicht rasch genug weiteten, dann trat 
nach solchen einfachen Unterbindungen, etwa an den Gliedern, Ab— 
sterben der Hände und Füße ein, und es half nichts, man mußte 
obendrein noch die abgestorbenen Glieder amputieren. Darum geht 
die chirurgische Kunst heute einen mächtigen Schritt weiter. Unter 
zeitweiliger Blutleere (indem man die zuführende Ader abklemmt) 
wird der Sack (s. Abb. 8, S. 13) herausgelöst, das Arterienrohr über und 
unter dem Löchelchen quer glatt durchtrennt, und nun die beiden 
Enden durch eine zierliche naht, die jede Schicht der Wandung genau 
aufeinanderpaßt, so fest vereinigt, daß, wenn man das abgesperrte 
Blut wieder hineinfließen läßt, die Naht standhält und das Blut die 
borgeschriebene Bahn wieder durchlaufen kann. Ja, man hat sogar die 
Lücke im Arterienrohr, wenn sie zu weit klaffte, durch Einnähen 
eines anderer Stelle entnommenen Arterienstückes, ja, eines Venen— 
stückes, ja, selbst fremder, längere Zeit aufbewahrter Arterienstücke 
ausgefüllt. Es ist hauptsächlich das Verdienst deutscher Chirurgen, 
die hierzu notwendigen Vorarbeiten geleistet und diese feine, zier—
	        
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