letzung, mag sie noch so schwer sein, führt, wenn sie nicht eben sofort
tödlich war, nach Lösung dieser beiden Aufgaben zur Rettung des
Menschenlebens und zur heilung. Indes und aber — diese Natur—
heilung ist weit, weit von dem JIdeal einer wirklichen Hheilung ent—
fernt.
2
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Der Arzt.
In allem Lebendigen leuchtet und loht die Flamme des Lebens.
Wenn aus dem verwundeten Leibe mit dem strömenden Blute das
Leben entfliehen will, werden in hurtiger Cile alle Mittel ange—
wandt, die Blutung zu stillen, und das Leben ist gerettet. Wenn die
Bakterien mit zerstörenden Giften das Leben bedrohen, werden alle
Aräfte gesammelt und mit Wucht den Eindringlingen entgegen—
geführt. Und wieder ist das Leben gerettet. Leben, nur Leben!
Wenn die unmittelbare Lebensgefahr glücklich beseitigt ist, dann
erst beginnt die eigentliche Arbeit des Heilens.
Was zerstört ist, das kittet, klebt und leimt der Sellenstaat,
so gut es geht, aber ohne irgend welche Rücksicht auf die Folgen. Wenn
dann alles „geheilt“ ist, dann wird sich schon herausstellen, ob es
brauchbar ist oder nicht. Es fehlt dem Organismus bei seiner heil—
arbeit durchaus die Voraussicht, die zukünftige Möglichkeiten über—
schaut und die verletzten Organe so heilt, daß sie ihre Verrichtungen
im Dienste des Ganzen wieder versehen können.
Der Enderfolg einer solchen Hheilung pflegt wenig erfreulich
zu sein. Vollkommene heilung im ärztlichen Sinne ist vollkommene
Wiederherstellung der Organe mit vollständiger Wiederherstellung
ihrer Verrichtungen und harmonischer Einfügung ihrer Tätigkeit in
das Susammenklingen aller körperlichen Tätigkeit. Wie weit ist
doch der heilerfolg des Zellenstaates von diesem Ziel entfernt! Sollen
wir Arzte dem Sellenstaat eine Zensur geben, so kann sie bestenfalls
nur auf „mangelhaft“ lauten. Denn das ist stümperhafte Pfuscher—
arbeit! Die Kritik ist scharf, aber richtig! In ihr liegt keine Über—
hebung; wir dürfen behaupten, daß wir Menschen wissen, wie
es richtig gemacht werden muß, und dem Sellenstaat den Weg zu
weisen vermögen,