Bakterien üppig und ungehindert wuchern können. Nicht nur sind es
Eiterbakterien, die sich hier ansiedeln und den Körper bedrohen, es
gibt viel schlimmere Bakterienarten, furchtbar und unheimlich in
ihrer Wirkung. Zu ihnen gehören die Bazillen des Wunoͤstarr⸗
krampfs. Das sind Bazillen, die im Mist, in der Erde und natürlich
auch an allen damit beschmutzten Gegenständen zu finden sind. In
die zerfetzte Wunde hineingetragen, finden sie Raum und Gelegen—⸗
heit, in verborgenen Winkeln zu wuchern. Wenn der Strom von
Flüssigkeit, den der Zellenstaat zur Keinigung seiner Wunde nach
außen fließen läßt, sie in den verborgenen Schlupfwinkeln und
Ecken nicht trifft, bilden sie, sich stets vermehrend, ein Gift von un—
glaublicher Wirkung, ein Gift, von dem die Hälfte eines tausendstel
Milligramms genügt, den Menschen an qualvollem Wunoͤstarrkrampf
erliegen zu lassen.
Noch eine andere gefürchtete Wunderkrankung pflegt von diesen
zerfetzten Granatsplitter⸗Verletzungen ihren Anfang zu nehmen: der
Hasbrand. Huch diese Erkrankung wird hervorgerufen von Bakte—
rien, die in versteckten Winkeln licht- und tagesscheu in sauerstoff⸗
freier Umgebung sich entwickeln und ein anderes ungeheures Gift
absondern, das das umliegende Gewebe abtötet, so daß es in kür—
zester Zeit zu zunderweicher, schmieriger Masse zerfällt und den
Körper in rasender Schnelle durch jähe Vergiftung zugrunde richtet.
Das eben ist des Arztes Aufgabe, daß er alle diese Möglichkeiten im
Auge behält und von Anfang an dafür sorgt, daß sich nicht Winkel
und Ecken finden, in denen die verderbliche Bakterienwirkung den Tod
vorbereitet. Wenn er auch nicht alle Bakterienentwicklung verhin—
dern kann, so muß er doch in dem Kampf zwischen Mensch und Bak—⸗
terium sich energisch auf die Seite des bedrohten Menschenleibes
stellen, muß die Entwicklung und den weitern Zutritt von Bakterien
mit allen Mitteln hindern und die Waffen des Körpers so unter—
stützen, daß der Sieg des Zellenstaates gewiß bleibt. heilen kann
nur der Zellenstaat mit den ihm zur Verfügung stehenden Macht-
mitteln. Aber der Arzt muß dauernd seine Augen offen halten, um
sich zu vergewissern, ob der Zellenstaat mit den beiden Kardinalauf—
gaben fertig wird: der Blutstillung und der Bakterienvernichtung.
Wie der Arzt hierbei helfen kann, das haben wir uns klargemacht.
Gelingen dem Körper diese beiden großen Aufgaben, so ringt er sich
durch, so erhält er sich und seinen Organen das Leben. Ja, jede Ver—
Dekker, Heilen und Helfen. 3