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Einschuß- und eine gewaltige, oft sternförmige, mit Knochensplitter—
chen übersäte, zerplatzte Ausschußwunde. Ganz ähnliche Wunden
reißen auch die berüchtigten Dum-Dum-Geschosse.
Immerhin pflegen auch alle diese schweren Verletzungen, bei
denen das Geschoß klein eintrat und beim Austritt große Löcher riß,
wenn nicht gerade lebenswichtige Organe zerstört wurden, bei sach—
gemäßer Behandlung erstaunlich gut zu heilen, weil eben das ein—
tretende Geschoß nur die wenigen an ihm haftenden Keime in der
Tiefe des Körpers abstreifte. Der Körper reinigt diese Wunde, in—
dem er mit einem starken Strom von Blutwasser die Trümmer der
toten Zellen und mit ihnen die Bakterien durch den Trichter der
Ausschußöffnung hinausschwemmt.
Viel schlimmer sind die Geschosse, die nicht wie das In—⸗
fanteriegeschoß mit scharfer Spitze sich in die Haut hinein—
schrauben, sondern mit breiter Fläche auftreffen. Man erkennt sie
leicht an der großen Einschußöffnung. Breit aufklatschend, reißen
sie Stüche der Uniform oder der Unterkleidung in die Tiefe des
Rörpers, Dinge, die mit Millionen und aber Millionen verderblicher
Reime besät sind. Das sind eben die als Querschläger auftreffenden
Geschosse und die runden Füllkugeln der Schrapnelle, die runde
Scheiben aus RKleidung und Haut auszustanzen und in die Tiefe zu
reißen pflegen. Gefährliche Geschosse sind auch Geloͤstücke, die, mit
voller Wucht in den Geldtäschchen getroffen, den Stoß aufnehmen
und selbständig als indirektes Geschoß in die Tiefe weiter dringen.
Am meisten Sorge machen uns ärzten die Wunden, die von
Granatsplittern herrühren. In tausenofältigen Formen unod verschie—
densten Größen, vom kleinsten Splitter bis zur wuchtigen Scherbe,
werden sie von der Granate als zackige Geschosse abgesprengt und
sind wie in ihrer Gestalt so in ihrer Wirkung unberechenbar. Sie
reißen mit ihren oft haarscharfen, sägeförmigen Kanten große
Wunden mit zackigen Kändern. In mehrfacher Weise sind sie ge—
fährlich, einmal dadurch, daß sie an sich grausame, ausgedehnte Wun—
den schmerzlichster Art aufpflügen, oftmals ganze Gliedmaßen zer—
schmettern oder abreißen, sodann aber vor allen Dingen dadurch,
daß sie Fremdkörper aller Art, Schmutz, Erde, Steinchen, Fetzen von
Kleidung und Haut in die Wunde schleudern. Und endlich dadurch,
daß in dem ausgedehnten Trümmerfelde des zerstörten Körperge—
webes, in der unregelmäßig gezackten, zerfetzten Schußfurche die