Full text: Sammelband

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bon feldgrauer Uniform und Knochensplitter. Darauf sank das 
Fieber, aber nach einigen Tagen stieg es wieder an; wieder Ein— 
schnitte, Entfernung von Citer, Knochensplittern, Kleiderfetzen. Trotz- 
dem griff die Entzündung rasch um sich, der ganze Arm war hoch— 
rot geschwollen, schmerzhaft, die Wunde schmierig und schmutzig. 
Der Kranke war unruhig, aufgeregt, sein Zustand wurde bedrohlich. 
So mußte sich der Arzt mit schwerem herzen dazu entschließen, den 
Arm zu opfern. Der schwere Entschluß wurde durch die Überlegung 
erleichtert, daß das Gelenk sowieso zerstört und obendrein Nerven 
und Muskeln zerschossen waren, so daß die Wiederherstellung eines 
beweglichen Armes höchst unwahrscheinlich erschien. Ein steifer Arm 
mit steifer hand waren im besten Falle zu erwarten. Demgegenüber 
die jetzige Lebensgefahr. Also — Amputation. Ein möglichst großes 
Stück vom Oberarm suchte der Arzt zu erhalten. Nach der Opera— 
tion wurde der Kranke trotz einiger kleinerer 5wischenfälle der ge— 
fährlichen Citerung Herr. Er war zwar um einen Arm ärmer, 
aber um seine Lebenshoffnung reicher. Das war nun schon einige 
Wochen her. Jetzt war er ziemlich genesen. 
Wie kommt die gefährliche Citerung zustande? Immer und 
stets ist Citerung die Folge eines Eindringens von Bakterien in die 
Wunde. Eine andere Entstehung von Entzündung und Eiterung 
gibt's im gewöhnlichen Leben nicht. Wie aber kommen die Bakterien 
auf den Körper und in die Wunde? Weil sie in Millionen-Scharen 
überall sind: Im Schmutz des Bodens nicht nur, sondern auch an 
unseren Kleidern, unsern Händen, an allem, allem, was wir be— 
rühren und in die hand nehmen. So ist's kein Wunder, daß sie 
auch in die Wunde eindringen, ja, daß es keine Wunde gibt, die nicht 
von Bakterien verunreinigt wäre. Es müßte also, da die Bakterien 
die Ursache der Eiterung sind, jede Wunde eitern? Gott sei Dank 
nicht! Tausende von Wunden, besonders Verletzungen durch In⸗ 
fanteriegeschoß, heilen ohne jede Eiterung in kürzester Zeit, oft in 
wenigen Tagen. Warum eiterte hier die Wunde nicht? Man hat 
wegen dieses günstigen Verlaufs mancher Gewehrschußwunden ge— 
glaubt, daß die den Körper treffenden Geschosse keimfrei sein müß— 
ten, und hat die Keimfreiheit durch die Erhitzung des Geschosses 
beim hindurchzwängen durch den Lauf zu erklären versucht. Denn 
keimfrei an sich ist ein Geschoß nicht! Sicherlich findet eine solche 
Erhitzung auf 200 -3000 statt, aber sie ist von zu kurzer Dauer
	        
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