Full text: Sammelband

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heilen bei der nötigen Ruhe oft merkbwürdig gut. Man braucht 
nicht immer anzunehmen, daß bei diesen günstig verlaufenden Fällen 
der Darm unverletzt blieb, im Gegenteil, man hat öfter hierbei auch 
Darmverletzungen nachweisen können. Die Heilung ist um so merk— 
würdiger, als gerade Darmverletzungen sehr gefürchtet sind, weil 
aus der kleinen Offnung der gefährliche Inhalt in die Bauchhöhle 
treten und Bauchfellentzündungen mit den fürchterlichsten Folgen 
hervorrufen kann. Hheilung kann nur auf diese wunderbare Weise 
zustande kommen: Das kleine Löchelchen im Darm wird von einer 
benachbarten Darmschlinge oder dem frei in der Bauchhöhle hängen— 
den Netz zugedeckt und mit gerinnendem Faserstoff daran festgeklebt. 
Durch diesen Abschluß ist dem Austritt des gefährlichen Darminhalts 
vorgebeugt, und das Löchelchen kann in aller Kuhe vdrheilen. — 
Schüsse durch Brust und Lungen heilen ebenso erstaunlich oft über— 
raschend gut. Ein durch die Lunge Geschossener macht zuerst einen 
sehr schwerkranken Eindruck, aber glücklicherweise ändert sich sehr 
bald das Bild. Die schweren, besorgniserregenden Erscheinungen 
gehen zurück, und nach 8ÿ14 Tagen kann er wieder völlig hergestellt 
sein. Es kommt sogar vor, daß ein Lungenverletzter überhaupt 
keinen schwerkranken Eindruck macht. Man entdeckt wohl zuweilen 
zufällig, daß der anscheinend harmlose Schuß die Cunge durchbohrte. 
Diese überraschende, verhältnismäßig leichte Heilung der Lungen— 
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druck, daß man das übermütige Verschen prägte: „Gestern noch auf 
stolzen RKossen, Heute durch die Brust geschossen, Morgen wieder an 
die Front.“ Kurz und gut, man erlebt als Arzt an den Verwundeten 
seltsame Dinge, sieht mit freudigem Erstaunen oft Hheilung, die man 
nicht für möglich gehalten, hat oft Gelegenheit zum Jubel über 
völlige Wiederherstellung, wo man nur mit banger Besorgnis einem 
schlimmen Ausgang entgegensah. Alles das, ohne daß man als Arzt 
etwas Wesentliches für die heilung tat oder auch nur tun konnte. 
Mit seinen eigenen Mitteln siegte der Zellenstaat. Ihm, ihm ganz 
allein verdanken wir heilung und Rettung. 
Nicht immer findet das Geschoß den Weg durch den Körper 
hindurch. Zuweilen bleibt es in ihm stecken. Dann nämlich, wenn 
es in den Körper eindrang, aber nicht die nötige lebendige Kraft 
mitbrachte, sich den Ausgang zu erzwingen. Solche Schüsse nennt 
man Steckschüsse. Besonders oft anzutreffen sind sie bei den Füll—
	        
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