Full text: Die Inkunabeln in der Gesamthochschul-Bibliothek Kassel, Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel

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Hartmut Broszinski 
Das erhaltene Akzessionsjournal der Jahre 1942-1945, das gegen Ende immer sum- 
marischer wird und große Lücken aufweist, Abbild der immer bedrohlicher näher- 
cückenden Katastrophe, dieses Journal verzeichnet die Titel, macht jedoch zu ande- 
ren, erhaltenen Stücken keine Angaben, so daß nicht bei allen zwölf Neuerwerbun- 
gen dieser Jahre der Verkäufer festzustellen ist. Diese Gruppe der Neukäufe besteht 
aus Nr. 2, 7, 8, 20, 23, 31, 34, 42, 47 und 48. ; 
Hinzu kommen Fragmente aus diesen Inkunabeln und anderen damals gekauften 
Bänden des allgemeinen Buchbestandes, die im Gegensatz zu den eben aufgeführten 
(nahezu) vollständigen Exemplaren bis heute nicht bekannt waren. Es sind dies die 
Nummern 3, 6, 18, 40 und 46.. 
In den sechziger Jahren wurden zwei Inkunabelfragmente erworben, deren eines 
das erwähnte B 36-Bruchstück (Nr. 10) ist. Das aus gleicher Quelle gekaufte Mis- 
‚ale-Fragment (Nr. 45), eigentlich eine Postinkunabel, wurde aber erst 1981 identi- 
fiziert. 
In den siebziger Jahren kamen weitere vier hinzu, Nr. 17, 29, 41 und 52, wobei nur 
die beiden letzteren beim Kauf als Inkunabeln erkannt worden waren; die ersten 
zwei ‚unterliefen’ sozusagen. 
Leihgaben der evangelischen Kirchengemeinde Immenhausen sind die Nummern 
9 und 49: die berühmte Immenhäuser Gutenbergbibel und der Schönsperger-Psalter. Dazu 
gehört noch ein Drach-Missale, eine Postinkunabel. Wir sagen hier dem Kirchen- 
vorstand der evangelischen Kirchengemeinde Immenhausen, zumal dem Entdecker 
dieser drei so überaus wertvollen Stücke, Herrn Rektor Friedrich-Karl Baas, ganz 
ausdrücklich Dank, daß wir die drei Bände in unserer ständigen Ausstellung im 
Bibliotheksgebäude, Brüder-Grimm-Platz 4A, zeigen können. 
Zu den besten bzw. den wenigen vollständigen Exemplaren der hier versammel- 
ten 55 Titel gehören die zehn Inkunabeln aus der Fürstlich Waldeckschen Hofbiblio- 
thek Arolsen, die wir ebenfalls als Leihgabe verwalten dürfen. Diese Bibliothek, die 
im Schloß zu Arolsen steht und allein schon vom optischen Eindruck her zu den 
Köstlichkeiten unserer Region zu zählen ist, umfaßt 40000 Bände des 15.— 19, Jahr- 
hunderts mit Schwerpunkt im 18.; man muß sie wegen der außergewöhnlichen Qua- 
lität ihrer Bestände, ihrer bibliophilen Ausstattung und ihres im allgemeinen doch 
recht guten Erhaltungszustandes zu den Perlen in der deutschen Bibliotheksland- 
schaft rechnen. Die Gesamthochschul-Bibliothek Kassel ist für die Erschließung der 
Bestände verantwortlich. 
Diese zehn Inkunabeln, die übrigens vorwiegend dem GW bekannt waren, wer- 
den sicherlich nicht alle Wiegendrucke sein, die in Arolsen vorhanden sind. Eine ge- 
naue Durchsicht im Rahmen der Katalogisierung des Gesamtbestandes wird noch 
manches zutage fördern. 
Der alte Buchbestand in Arolsen rekrutiert sich aus säkularisiertem Klostergut im 
Herrschaftsgebiet der Waldecker Grafen. Bei unseren Inkunabeln läßt sich dies in 
zwei Fällen nachweisen: Nr. 22 und 39 stammen aus dem Chorherrenstift Volkhar- 
linghausen bei Arolsen!4, 
Die Kasseler Signaturen, wie wir sie jetzt vor uns haben, sind während des letzten 
Krieges bzw. kurz danach vom allgemeinen Buchbestand auf die Inkunabeln über- 
14 Elisabeth Boer, Reformbestrebungen im Waldecker Kloster Volkhardinghausen 1465— 
(576, Phil. Diss. Marburg 1923.
	        
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