Full text: Landgräfin Anna von Hessen

Zeben und Tod, Altern und Verjüngung 
Biologirche Betrachtungen zum Problem des Lebens 
Bon Bernhard Durken 
{l. 
Die arundfäßlich mögliche potentielle) UnfterblidhFeit 
des Körpers. 
Wenn wir nun auch tatJächlich überall [Hließlich den Zod der Indivk 
Yen eintreten fehen, fo bleibt doch noch die Frage: Warum ftirbt der Körper 
und bleiben nur die Keimzellen am Leben, namentlich dann, wenn der 
lebenden Subftanz eine gewiffe UnfterblichFeit zuerkannt wird? Kommt 
nicht doch vielleicht auch den Körperzellen der höheren Tiere wenigitens 
potentielle UnfterblichFeit zu? Das ift die Hauptfrage, welche Doflein 
in erfter Linie zu beantworten fucht. 
Doflein unterfcheidet mehrere Arten des Todes: den Stoffwechfel- 
od, den Fortpflanzungstod, den Schocktod, den Witerstod und endlich den 
Tod durch unharmonifche Organifation, alles Formen des natürlichen Todes, 
Die erftigenannte Form ift fehr weit yerbreitet; man beobachtet fie 3. S. 
befonders deutlich an eins oder zweijährigen Pflanzen, welche nach Erzeugung 
des Samens zugrunde gehen; oder an Furzlebigen Injekten, wie Hummeln 
und Welpen, deren Männchen und Arbeiterinnen alle im Herbft {terben, 
wahrend die befruchteten Weibchen den Winter noch überdauern. MWeitere 
Beifpiele follen hier nicht angeführt werden. Die eigentliche Urfache für 
ein folches mit den Jahreszeiten in einem, gewiffen Zufammenhang ffehendes 
Sterben werden Stoffiwechjelverhältniffe fein. Was in der guten Jahreszeit 
zrzeugt wird, reicht gerade aus zum Wachstum und zur Bildung der Hort: 
pflanzungszellen. Zur Lieferung weiteren Materials und iveiterer Energie, 
weldıe eine Überminterung ermöglichen Fönnten, genügen die Stoff“ 
wechfelvorgänge nicht. Oftmals fcheinen Material und Energie von den 
fich entwickelnden Sefchlechtsorganen geradezu an fich geriffen zu werden, 
Diefe Beziehungen zur Fortpflanzung find aber erft nachträglicher Natur, 
Der betreffende Organismus ftirbt an Vorratsmangel. 
Den eigentlichen Fortpflanzungstod treffen wir dann, wenn Teile des 
Körpers, welche die SGefchlechtszellen enthalten, abgejchnürt werden und 
aus der UnfäbhigFeit, Nahrung aufzunehmen, zugrunde gehen, {fobalS die 
vorhandenen Vorräte durch die Bildung der Sortpflanzungszellen verzehrt 
jind. Das Fommt vor bei Meereswürmern, deren hinteres Körperende mit 
den Keimdrüfen fich Ioslöft und noch eine Zeitlang ein felbftändiges Dafein 
führt. Ein Fortpflanzungstod findet fich auch bei vielen Injekten, 3. De 
bei den Eintagsfliegen. Die ausgebildete Eintagsfliege vermag Feine Nahrung 
mehr aufzunehmen; fie Lebt von dem, was mährend dr Yanaen Yarvenz 
(ebens angefammelt ift im fogenannten FettFör- Voll 
endungz der Fortpflanzung aufgebraucht, fo {ft & Fallen. 
Die Beilpiele ließen fich Leicht vermehren. 
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