Unter dem Schutze der jetzt verfallenen alten
Ritterburg hatte sich im Laufe der Zeit eine dörf—
liche Niederlassung gebildet, die anfangs den Namen
Tal-Falkenberg führte. Die Geschichte dieses Dor—
fes ist natürlich mit der des Schlosses eng verwachsen.
Ganz abseits von der großen Heerstraße gelegen,
führte das Dorf nach den obenerwähnten Stürmen
des Dreißigjährigen und Siebenjährigen Krieges
ein ruhiges, stilles Dasein und ist auch bis in die
neueste Zeit dem großen Weltgetriebe ziemlich fern—
geblieben, von dem nur die zuweilen die steile Dorf—
straße hinauffauchenden Automobile einen Dunst—
hauch mitbringen. In schwerer Kriegszeit durfte
der Schreiber dieser Zeilen glückliche Tage idylli—
schen Friedens dort verleben. Im Hause seines
Gastfreundes fand er einen dicken handschriftlichen
Wälzer, der dort als Ortschronik pietätvoll ver—
wahrt wird und an regnerischen Tagen mit Interesse
durchblättert wurde. Es ist keine eigentliche Chronik,
dielmehr die Kopie eines Spezialkatasters für die
Exemtensteuer, der in den Jahren 1831/32 von dem
damaligen Steuerrektifikator Martin Lotz aus
Melsungen (7 4. Dezember 1883 als Steuerrat
zu Kassel im 86. Lebensjahre) mit großem Fleiße
angefertigt worden ist. Lotz' gewissenhafte Auf—
zeichnungen bieten aber genug, um uns ein ziem—
lich anschauliches Bild der Zustände und Verhält—
nisse eines althessischen Dorfes vor 100 Jahren
zu geben, so daß einige Mitteilungen daraus sich
wohl lohnen dürften.
Das Dorf Falkenberg, das 1585 16 Haus—
haltungen, 1600 26 Haushaltungen zählte, hatte
1830 409 Einwohner, von denen 54 Hausbesitzer
waren (1834: 57 Häuser mit 441 Einw., 1895:
70 Häuser mit 445 Einw., wonach also zwar die
Henne Riedesel eine „Kemenate“ auf der alten Burg
innegehabt. Vergl. Becker, Die Riedesel zu Eisenbach 1, 86.
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