Full text: Chronik der Familie Gunkel zu Kassel

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älteren Bildern des beschränkten Raumes wegen 
im Kunsthause nicht mehr ausgestellt ist.“) Es 
war dies eins seiner letzten Werke, das Gunkel in 
Rom, dem ausschließlichen Aufenthaltsort seiner 
letzten Lebensjahre, gemalt hat. 
Gunkels künstlerische Produktivität war nicht 
allzu groß. Seine Stoffe waren keine gangbare 
Marktware, und bei seinem stark ausgeprägten 
Künstlerstolz fühlte er sich viel zu gut, um Brotmalerei 
zu treiben, worauf er bei seinen nicht gerade glänzen— 
den materiellen Verhältnissen eigentlich angewiesen 
war. Schroff und rauh in seinem Auftreten war 
er auch nicht geeignet sich Anhänger zu werben, 
die für sein künstlerisches Schaffen die Reklame— 
peitsche geschwungen hätten. So war er gewisser— 
maßen sein eigner Feind und vereinsamte in der 
letzten Zeit mehr und mehr. Als nach dem Tode 
seines Lehrers Cornelius und seines Gönners, des 
Königs Max seine Arbeiten nicht mehr die gehoffte 
Anerkennung fanden, stellte sich bei ihm infolge der 
getäuschten Hoffnungen eine trübe mutlose Stim— 
mung ein. Er, der sich seines künstlerischen Wertes, 
aber wohl auch seiner künstlerischen Schwächen 
voll bewußt war, kam zu der Überzeugung, daß 
er sein Leben lang ein Stiefkind des Glückes 
gewesen und nichts mehr von ihm zu hoffen habe. 
Körperliche Leiden — er litt schon frühe an Hart— 
hörigkeit und noch mehr an seinen Augen — ver— 
mehrten seine Schwermut. Die Angst, die für 
) Der ausführliche Titel des Bildes, wie er auf der 
Rückseite der im Kunsthause zu Kassel außer dem aus— 
geführten Bilde befindlichen Photographie nach der erflen 
Farbenfkizze steht, lautet: ‚Drusus wird auf seinem Heeres⸗ 
zuge gegen die Elbe von einem deutschen Weibe das Ende 
seiner Taten und seines Lebens prophezeit.“ Friedrich 
Gunkel. Rom, komponiert 1864. Nach gütiger Mitteilung 
des Herrn W. Benumecke.)
	        
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