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A. 1720 d. 12. Maij hat H. Hermani!s) seine
Erste prädig in unßer Neustätter Kirche
gethan u. zum Text gehabt auß Colosser
an 4. Cap. vors 3 u. 4. Und auch zu—
gleich vom H. Supperdent Kershner,
H. Bender u. H. Inge Brandt ein—
gesegnet worden.
d. 12. Decembr. Ist eine solche waßer
flut kommen u. biß in 3 dag gestanden
daß auch kein garten vor der Neustatt ist
frey geblieben; es hat auff unßern Toden—
joff gestanden, auch hab ich hinden vorn
saltz thor auß der fulda können Meine
jände waschen auff der Maur bein Laber-
dorium.189) Es haben auch Mstr. Hanß
A. 1720
geistlichen Stand aufzubürden. „Niemandt lästere doch
das ganze lehrambt und den Standt den ich verunehret
habe, daß er sagen wolle: das thun die geistlichen. Sprecht
bielmehr: Der und der arme Mann hat den Fall gethan.“
Der ergreifende Ton der ganzen Bußrede zeigt, wie auf—
richtig es dem gefallenen Sünder um seine Reue und Buße
zu tun war. Wie unten (1721) erwähnt wird, nahm
sich später Graf Dönhoff des Abgesetzten an und brachte
ihn nach Ostpreußen, wo er auf dem Dönhoffschen Gute
Beinuhnen bei Insterburg eine neue Wirksamkeit als Geist—
licher fand. Er starb am 7. April 1740 zu Memel.
Vergl. Strieder 16, 316).
18) Joh. Dietrich Hermanni wurde schon zwei Jahre
später Pfarrer an der Freiheiter Gemeinde und starb
am 6. November 1747 als Metropolitan und Dekan von
St. Martin zu Kassel. (Strieder 5, 4783.)
19) Der Unterneustädter Totenhof lag vor dem Neu—
städter Tore am Wege nach der Pulvermühle, wo am
jetzigen Sommerweg noch heute seine letzten Reste zu sehen
sind. Nicht sehr weit davon lag auch der alte Soldaten—
dotenhof, der später erwähnt wird, nämlich zwischen dem
Laboratorium und dem Leipzigertor-Ravelin. Das Labo—
ratorium lag in der Nähe der Unterneustädter Mühle
und war ein Teil der Befestigungswerke. Vergl. Lange,
Alte Geschichten a. d. Lande zu Hessen. S. 107.