Full text: Praktisches Haushaltungs- und Kochbuch oder die wohlerfahrene Lehrerinn im Haushalten und in der Küche

556 
Von Beförderung der Gesundheit und dem Genusse 
der Speisen selbst. 
Mäßig sein im Essen und Trinken, Thätigkeit und mit fro⸗ 
hem Sinn unsere Berufsgeschäfte immer nach Kräften zu einer 
bestimmten Zeit anfangen und beenden: ein solcher Lebenswandel 
bezweckt und begründet unsere Gemüthsruhe und Gesundheit, 
worin doch nur allein das allergrößte Glück auf Erden für uns 
Menschen besteht. Durch die mancherlei Erfahrungen, welche sich 
in meiner Lebensperiode darboten, hatte ich Gelegenheit, Krank⸗ 
heiten zu beobachten, welche durch ein unregelmäßiges Leben und 
Handeln entstanden und dennoch durch ernstlichen guten Willen 
mit Widerstand und Verachtung gegen jede Unmäßigkeit geheilt 
wurden. Es gehört hierzu eine feste Kraft, die sich allen bösen 
Neigungen standhaft widersetzt. 
Die beste Rathgeberinn hierin, welche uns zu leiten weiß, ist 
die Stimme der Bernunft; gehorchen wir ihr mit Bedachtsamkeit: 
sie wird uns in Allem ein Maß setzen; denn es sei, was es 
wolle, Alles hat sein Maß und Ziel. So kann das Essen wie 
das Trinken, das Arbeiten wie die Ruhe, das Schlafen wie das 
Wachen sich an alles das gewöhnen, was die Vernunft gut heißt, 
denn dadurch wird unsere Zufriedenheit sowohl wie auch unsere 
Gesundheit erhalten. Groß ist ja die Macht der Gewohnheit 
über den Menschen, und wer sich zur Mäßigung, Ordnung und 
Thätigkeit gewöhnt hat, wird trotz aller Anstrengung, die ein 
thätiges Leben erfordert, sich dennoch bei dieser Anstrengung wohl 
befinden; denn die Freude nach einem wohlverrichteten Tagewerk, 
überhaupt nach einem jeden glücklich vollbrachten Geschäfte gehört 
unstreitig unter die edelsten Genüsse des Menschen; mannichfaltig 
können wir unsere Thätigkeit ausdehnen; vieler Spielraum ist 
uns in der ausgebreitetsten Spähre dazu vergönnt. 
Wir kehren nun wieder zum Genuß der Speisen zurück. 
Hierüber moͤchte wohl folgender Wink einer der sichersten sein: 
daß eigentlich Niemand ohne Hunger Nahrung zu sich nehmen 
solltez denn das Essen ohne Hunger ist ja der Naturordnung 
ganz entgegen und muß üble Nachtheile hervorbringen. So 
lange unverdaute Speisen sich im Magen befinden, tritt kein 
rechter Hunger ein; daraus, daß ohne diesen oft nur nach Gaum⸗ 
gelüsten gegessen und getrunken wird, entsteht Magendrücken, 
Kopfweh u. s. w.; denn ein sehr großer Theil von Krankheiten 
entsteht aus den fehlerhaften Stoffen des Magens. Es ist auch
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.