Full text: Praktisches Haushaltungs- und Kochbuch oder die wohlerfahrene Lehrerinn im Haushalten und in der Küche

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solches seine eigenen Säfte beibehält; besonders sind aber gebra— 
tene Hühnchen und dann Tauben für genesende Kranke sehr gut. 
Wildpret hält man für gesunder als das Fleisch von zahmen 
Thieren, nur muß solches von junger und zarter Art sein, weil 
dieses einem schwächern Magen verdaulicher ist. 
Gesalzenes Rindfleisch, das zart und ohne Sehnen ist, und 
welches einen Monat lang schwachen Rauch und gehörig gute 
Luft empfangen hat, ist, in so dünne Scheiben wie möglich ge— 
schnitten und auf einem Butterbrod gegessen, sehr nahrhaft und 
stärkend, auch für einen schwachen Magen verdaulich, so auch schö— 
ner magerer fein geschnittener Schinken; doch ist Rindfleisch letzterem 
vorzuziehen. Fein gescherbte Weinraute auf ein Butterbrod ein 
Messerrücken dick gestreuet, ist auch sehr gesund. 
Fische sind nur des angenehmen Geschmacks halber zu empfeh— 
len und schwächlichen Personen geben sie keine Nahrung; auch 
sind namentlich große Hechte, Stör, Aal, Lachs und Bricken 
schwer zu verdauen und erfordern einen gesunden Magen. Das 
Fleisch der Forelle ist dagegen zart und leicht, überhaupt isi diese 
zum Verspeisen einer der angenehmsten Fische. 
Alte Butter ist beschwerlicher für den Magen als frische. 
Frische Eier, welche weich gekocht sind, dürfen Menschen essen, 
welche den schwächsten Magen haben, nur dürfen sie nicht das 
Weiße bis auf die Haut ausleeren; sie sind sehr nahrhaft und als 
Frühstück alten und schwachen Leuten zu empfehlen. Hartgekochte 
Eier, und die, welche lange aufbewahrt wurden, beschweren sehr 
den Magen und können den Stärksten krank machen. 
Fettes Backwerk, besonders mit alter Butter zubereitet, ist 
nicht gesund. Leichte ausgebackene Zwiebäcke sind für alte Leute 
am dienlichsten. 
Unter den Getreidearten ist ein ausgebacknes Brod von Rog— 
gen kräftiger als eins von Weizen, nur muß es, wie gesagt, gut 
zubereitet und gar sein. Sowohl Roggen- als auch Weizenbrod 
dermeide man desselben Tages, an dem es gebacken ist, zu essen, 
indem solches einem nicht starken Magen leicht beschwert. 
Reis ist nahrhaft, allein er stopft und darf nur mit Bewilli— 
gung eines Arztes in Krankheiten genossen werden. 
Dieses wäre nun, was ich über die Nahrkraft und Dienlich— 
keit der hier angeführten Speisen vorerst zu erwähnen zweckmäßig 
fand; möchte nun folgender gutgemeinter Rath fernerhin auch als 
bewährt und nutzbar anerkannt werden.
	        
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