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Winter vor 6 bis 8 Tagen und im Sommer vor 2 Tagen ge—
schlachtet ist, das mittlere dicke Stück von 6 bis 7 Pfund, klopft
dieses mit einem hölzernen Hammer auf beiden Seiten, legt die
Keule in einen irdenen Topf, worin solche genau passet, mit ei—
nem darauf schließenden Deckel, thut 2 Zwiebeln, eine gelbe und
eine Petersilien-Wurzel, nebst einigen Pfefferkörnern, etwas Salz,
dem Safte von einer Zitrone und 2 guten Anrichtelöffeln voll Jüs
oder Bouillon dazuz oben über die Keule legt man einige Schei⸗
ben rohen Schinken und klebt den Deckel des Topfes mit etwas
Sauerteig, welcher mit Eiweiß steif vermengt ist, dicht zu, läßt
dann den Topf auf gelindem Feuer an das Kochen kommen, setzt
ihn in einen heißen Backofen, läßt ihn 2 Stunden ununterbrochen
kochen, wo unter der Zeit die Keule sehr mürbe werden wird.
Der Geschmack davon wird gewiß für Jeden befriedigend sein.
57. Ein ordinärer Sauerbraten von Rindfleisch.
Von einem vor 3 bis 4 Tagen geschlachteten Ochsen oder
Rind, nimmt man ein gutes schieres Stuͤck Fleisch aus der Keule,
klopft solches mit einem hölzernen Klöpper, legt das Fleisch wo
möglich in einen passenden Steintopf, schüttet auf 8 Pfund Fleisch
124 Kanne Bieressig, giebt ein paar Lorberblätter, einige abge—
schälte Zwiebeln, ein halb Loth schwarze Pfefferkörner, ein Quent—⸗
chen Gewürznelken, ein Quentchen Nelkenpfeffer und eine kleine
halbe Hand voll Salz dabei, deckt den Steintopf zu und läßt hier⸗
in das Fleisch 4 bis 6 Tage liegen, wendet dasselbe alle Tage
um, welches nicht versäumt werden darf, damit sich oben über
keine Kammhaut setzen kann, da es zu dem kräftigen Wohlge⸗
schmack des Fleisches, wie auch der Sauce, sehr darauf ankommt,
daß der Essig mit dem Gewürz, worin das Fleisch gelegen hat,
zu der Zubereitung genommen wird, indem die Kraft aus dem
Fleisch sich in den Essig gezogen hat. Man nimmt zuvor ein
paar Scheiben Speck und ein Stück Butter, macht dies in einem
eisernen Topf oder in einer nicht zu dünnen Casserolle gelbbraun
und das Fleisch aus dem Essig auf beiden Seiten braun, wendet
solches ja oft um, damit' es nicht anbrennt, sonst ist der gute Ge⸗
schmack gleich verloren; giebt dann den Essig, worin das Fleisch
Welegen hat, und noch ein paar Kannen Wafer darauf, läßt den
Sauerbraten hierin gar werden und versäumt das Umkehren nicht,
wodurch das Ansetzen des Fleisches verhütet wird. Zuletzt, kurz
vor dem Anrichten, rührt man einen Löffel voll braun gemachtes
Mehl an die Sauce; sollte zu viel Fett darauf sein, so wird etwas