IX
zum Siegen benutzen darf als Güte: wohl mit Würde, doch
dabei ruhigen Gemüths, leite eine Hausfrau oder Haushäl—
terinn alles, was zu ihrem Geschäftskreise gehört; sie verliere
nie das richtige Ebenmaß ihres Betragens, und ohne mit
den Dienstboten zu vertraulich zu werden, suche sie durch
Leutseligkeit die Herzen ihrer Untergebenen zu gewinnen, ihnen
ihren oft schweren Dienst zu erleichtern, grolle oder zanke
nicht mit ihnen und vermeide ja alle unedlen Ausdrücke; denn
nur dadurch kann sie sich Achtung und Gehorsam erzwingen,
ja selbst die Nachlässigsten zu ihrer Pflicht anhalten.
Ueber den Werth des Fleißes, der Ordnung und Spar—
samkeit habe ich mich zwar schon früher ausgesprochen, fühle
mich aber dennoch angetrieben, noch ein wichtiges Wort über
den Werth der Häuslichkeit einer Hausfrau zu sagen; ist diese
zerstreuungssüchtig, eitel, prachtliebend, so wird, was mit der
rechten Hand erspart ist, mit der linken wieder doppelt und
zehnfach verloren gehen.
Eine weise Hausfrau suche in ihren häuslichen Geschäften
Zerstreuung und Vergnügen; sie hat wahrlich ein weites
Feld vor sich, ihren Wirkungskreis auf die nützlichste Art
auszudehnen. Es hat keinen unbedeutenden Werth, wenn sie'
sich des Gemüsegartens annimmt, und um dieses völlig zu
bezwecken, so gehe sie täglich in einer Erholungsstunde hinein
und sehe alles nach. Dies ist ein großes Vergnügen für eine
Hausfrau, und aller glänzenden Pracht und allen Gesellschaf—
ten vorzuziehen. Sie wird durch Aufmerksamkeit bald inne
werden, wie nützlich es ist, sich der Aufsicht hierüber selbst
anzunehmen. Denn wie manche Kosten für Tagelohn können
erspart werden, wozu sie ihre Mägde anhalten kann. Es
liegt ein schöner Erwerbzweig darin, wenn durch Fleiß und
Ueberlegung Sorge getragen wird, daß für Menschen und
Vieh reichlich und alles zur gehörigen Zeit benutzt und ein—
geerntet wird. Ich werde mich weiterhin über diesen Gegen—
stand, dem ich ein eignes Kapitel gewidmet habe, ausführ⸗