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man reine und reife Sorten Aepfel. Zu den gewöhnlichen werden
oft nicht die besten Aepfel genommen; dann wird aber auch der
Wein bei weitem nicht so schön. Die Aepfel müssen auch über⸗
haupt nicht grün und hart sein, und man nehme diese, wenn sie
den Grad von Mürbigkeit erreicht haben, daß solche angenehm
roh zu verspeisen sind. Dann werden die Aepfel gestampft oder
auch wohl auf einer Obstmühle gemahlen. Das Gemahlene wird
in ein Gefäß gethan, wo unten im Boden ein Loch ist, welches
mit einem Kranz von Stroh bedeckt wird, wodurch in einen unter—⸗
gesetzten Tober der erste Saft läuft. Dieser uüd der aus dem
ersten Druck liefert den stärksten und besten Wein; der vom letzten
Druck wird immer etwas trüber. Die Träber werden mit ener
Schaufel in der Presse umgewendet. Nachdem solche nun zwei
mal ausgepreßt, wird noch ein mal etwas Wasser darauf ge⸗
schüttet, und angewendet von dem letzten, was noch abläuft. Hier⸗
oon läßt sich noch ein ordinairer Essig ansetzen. Nun wird auf
Fässer, worin Wein gewesen, wenn man sie haben kann, der
Most geschüttet, nämlich vom ersten Druck und vom zweiten jeder
allein. Der Saft kommt sehr bald in Gährung, und wird mit
einer zurückgestellten Portion Most nachgefüllt und nach der Gäh⸗
cung noch einmal voll gefüllt, fest verspundet und sechs Monate
iegen gelassen, wo sich dann der Wein gehörig geklärt hat und
olcher auf andere Fäͤsser gezogen wird. Birnen aller Art, doch
sind süße saftige stets die besten, werden auf gleiche Weise zum
Weine behandelt; auch diese liefern einen geistigen und angenehmen
üßen Wein.
64. Rother Wein von Aepfeln und Schlehen.
Nachdem die Schlehen einige Nachtfröste erlitten haben, nimmt
man auf einen Anker eine halbe Metze Schlehen, stößt solche mit
einem eisernen Stampfer nebst Kernen und Fleisch ganz entzwei
und legt das Zerstoßene auf Papier auf eine Trockenhorde, schiebt
diese Horde in einen sehr verschlagenen Back- oder Trocken-⸗Ofen,
ind stellt solche zur Seite. Alsdaun macht man einen Aepfelmost,
wie in Nr. 63 beschrieben. Man giebt nun die getrockneten Schlehen
in den bestimmten Weinanker nebst vier Loth gröblich zerstoßenem
Kaneel, löset zwei Pfund Zucker in Aepfel⸗Most auf, giebt auch
dies nebst dem Most in den Anker, und läßt es, wie schon mehr
gesagt worden, gehörig im Keller gähren, verspundet sodann das
Faß, und läßt es bis zum Frühjahre ruhig liegen, wo dann der
Wein durch ein in der Höhe sitzendes Zapfloch in ein anderes
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