Full text: Praktisches Haushaltungs- und Kochbuch oder die wohlerfahrene Lehrerinn im Haushalten und in der Küche

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Lichter; allein in einer großen Haushaltung hat man auch vieles 
Rinderfett, und kann dieserhalb von jeder Gattung Talg die Halb—⸗ 
schied nehmen. Beim Ausbraten des Rinder- wie auch des Ham⸗ 
meltalgs, muß man genau beobachten, daß gar keine wässerige 
Theile mehr in dem Talge sind, und daß dieses recht hell und 
ganz klar aussieht; aber auch mit Vorsicht darauf merken, daß 
der Talg nicht braun bratet, weil dann die Lichter gar kein An— 
sehen haben, und auch nicht durch die Länge der Zeit bleichen. 
Ist man mit dem Ausschmelzen des Fettes beschäftigt, so läßt man 
Rinder- und Hammeltalg, jedes allein; auch wird zu den Lichtern 
das allerschönste klare Fett zuerst abgefüllt, mit Vorsicht durch 
einen ganz feinen Durchschlag gegossen. Das letzte Fett aus den 
Grieben ist immer etwas bräunlicher, auch nicht so klar. 
Soll dann der Anfang mit dem Lichtergießen gemacht werden, 
so nimmt man am liebsten gläserne Formen; es können auch 
blecherne genommen werden. Um die Lichter vor dem Ablaufen 
zu schützen, so werden die Dochte von Baumwollen-Garn mit etwas 
weichem Wachs überstrichen; da dieses aber zusammenklebt und also 
das helle Brennen verhindert, so pflückt man die Dochte wieder 
etwas los; in der Mitte des Dochts steckt man über die Lichter⸗ 
Form eine eiserne oder hölzerne Spiele, schiebt sie gerade in die 
Mitte, damit der Docht nicht schief hineinkommt, zieht den Docht 
etwas fest an, und steckt unten in die Oeffnung ein festes hölzer⸗ 
nes oder Kork-Pflöckchen, steckt die Formen in eine Bank, worin 
Löcher gemacht sind, und selbige gut hineinpassen. Dann werden 
die Talgboden gut nachgesehen, das darunter befindliche Graue 
davon abgeputzt (die Mühe, gar keinen Schmutz zwischen die Lich— 
ter zu bringen, belohnt sich durch sparsames und helles Brennen 
reichlichj. Nachdem das Fett geschmolzen, bleibt es ein Weilchen 
stehen, wird dann von Zeit zu Zeit in ein Töpfchen gegeben, 
woran eine Gießtülle ist; hiermit schüttet man die Formen dann 
voll und läßt die Lichter in den Formen, bis sie ganz kalt sind 
(um so besser lassen die Formen los). Da die Jahrszeit zum 
Lichtergießen weder zu kalt noch zu warm sein darf, so wähle 
man, wo möglich, am liebsten das Frühjahr, indem dann das Fett 
noch frisch ist und die Lichter von der Frühjahrsluft recht weiß 
und dauerhaft werden; man binde nicht zu große Paquete an ein⸗ 
ander, und hänge sie an die Luft, doch nicht dem Regen ausge⸗ 
setzt. Nach einigen Wochen werden die Lichter in Kisten gepackt, 
wo sie denn sauberer bleiben, wenn zwischen jede Schicht Papier 
gelegt wird.
	        
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