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2. Leinen-Garn und Leinwand zu bleichen.
Damit das Garn, welches gebleicht werden soll, nicht an sei—
ner Stärke und Festigkeit verliere, so darf es nicht an der platten
Erde, sondern muß auf Stöcken oder Latten, jedoch keine eichene,
gebleicht werden, welches auf folgende Art gemacht werden muß.
Die Stöcke oder Latten sind ungefähr drei Finger dick und fünf
bis sechs Ellen lang; diese müssen sehr glatt gehobelt sein, damit
das Garn nicht durch ein Hin⸗ und Herschieben entzwei reißt.
Dann werden auf dem Bleichplatze immer zwei Pfähle gegen ein—
ander gesetzt, und zwar so weit von einander, als das Garn lang
ist; die Pfähle werden eine halbe Elle hoch über die Erde gesetzt
und oben sitzt eine Gabel, worin die Stöcke gelegt werden. Am
andern Ende, nach der Länge der Stöcke gemessen, werden eben
so zwei Pfähle geschlagen, worin das andere Ende der Stöcke zu
liegen kommt. Sowohl Strumpf-Garn als Nähe-Zwirn wird
greis doppelt gemacht und nachher gebleicht.
Eine Hauptsache ist es, sowohl die Binde des Garns als des
Zwirns, welches gebleicht werden soll, in eine recht lange und
starke Fispel oder Unterband zu binden, damit man die Binde
beim Bleichen recht dünn auseinander ziehen kann, welches auf
keinen Fall versäumt werden darf. Das Garn wird so auf die
Stöcke gezogen und jedesmal die Stücke Garn mit zwei Stöcken
auseinander gespannt, und so dünn als möglich muß es auf den
Stöcken gescheitelt werden; sitzt es dicht aufeinander, so bleicht es
nicht gut.
Hat man eine Menge Garn, welches gebleicht werden soll,
so müssen auch der Latten viele sein; man legt sie aber nicht alle
dicht neben einander, sondern so, daß immer ein Gang zwischen⸗
durch bleibt, wo man zum Begießen durchgehen kann. Da das
Garn auf eben die Weise wie das Leinen gebükt wird und ge—
wöhnlich beide mit einander gebleicht werden, welches auch sehr
rathsam ist, so wird die Art und Weise, wie gebükt wird, bei der
Leinwand erwähnt werden. Eine Hauptsache ist beim Bleichen
des Garns, daß es alle Tage gut umgeschüttelt wird, welches auf
den Stöcken recht gut geht; auch müssen die Stöcke mit dem Garn
jeden Morgen oder Abend umgewendet werden, daß die untere
Seite des Garns oben kommt. Alle fünf oder sechs Tage wird
das Garn gebükt, und nach dem Büken gehört große Äufmerk—
samkeit dazu, daß das Garn immer begossen wird; denn nie darf
es ganz trocken werden, besonders, da es auf den Stöcken sehr
schnell trocknet und bleicht. Nach Verlauf von höchstens drei