Full text: Praktisches Haushaltungs- und Kochbuch oder die wohlerfahrene Lehrerinn im Haushalten und in der Küche

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Wochen die Kleinen nicht zu füttern brauche. Sobald sie nur 
Lust zum Fressen zeigen giebt man ihnen ein wenig Milch, Stück— 
hen Brod, Ueberreste vom Gesinde-Essen, klein gekocht, geschälte 
und gekochte Kartoffeln. Man setzt die Ferken allein auf eine 
Diele und streut ihnen etwas Weizen vor, welcher schon ein Jahr 
alt ist; doch muß man sich in Acht nehmen, daß sie so ganz jung 
kein frisches Getreide erhalten, weil sie dadurch leicht blind wer— 
den oder gar den Koller bekommen. Recht sorgfältig muß man 
auch darauf achten, daß sie immer ein reines Lager haben; am 
Besten dazu ist Roggenstroh. Späterhin giebt man ihnen dicke 
Milch, Kleien, Kartoffeln u. dergl. 
5. Die Gänse und Enten. 
Die Gänse sind gewiß in unsern Gegenden die nüzlichsten 
Thiere von allem Federvieh. Sie liefern uns nicht allein sehr 
schmackhaftes Fleisch und Fett, sondern auch die so nutzbaren Fe⸗ 
dern. — Die Gänse, welche zu der Zucht bestimmt sind und im 
Allgemeinen Hofgänse genannt werden, koönnen in einem Jahre, 
wenn man vorsichtig damit umgeht, fünf bis sechs mal, je nach— 
dem der Winter strenge oder gelinde ist, gepflückt werden; nur 
darf es ihnen nicht an Futter und an gehöriger Wartung fehlen. 
Bei einer Gans, welche matt und mager ist, wachsen die Federn 
nicht so schnell wieder, als bei einer, die gut im Stande ist und 
hei denen immer nach zwei Monaten die neuen Federn wieder 
vollgewachsen sind. Zu dieser bestimmten Zeit darf man es nicht 
vernachlässigen, die Gänse zu pflücken, sonst fallen ihnen die alten 
Federn zum Theil aus, wofür zwar wieder neue wachsen, aber 
beim Pflücken sindet sich dann, daß die Federn voll Blut sind und 
trotz allem Trocknen die Motten darin nisten. Nur muß man 
bei dem Pflücken der Hofgänse vorsichtig sein und diesen weder 
den kleinen Busch, die großen Vollfedern, welche sie an jeder Seite 
haben und auf welchen sie zum Theil die Flügel tragen, so wie 
auch die schmalen Federn unter den Flügeln, welche man eigent— 
lich die Tragfedern nennt, nicht nehmen; denn sie vermehren die 
Quantität wenig und die armen Thiere schleppen sonst ihre Flü— 
gel hängend nach. Man nimmt ihnen auch die kurzen Halsfedern 
nicht. Nach dem Pflücken werden die Federn in der Sonne oder 
in einem verschlagenen Backofen in einem Beutel getrocknet. Sind 
die Hofgänse, wie auch die Gänseriche, vier bis fünf Jahre alt, 
so ist es besser, wenn man sie zur Zucht abschafft und sie des 
Fettes wegen mästet. Das Fleisch läßt sich von alten Gänsen
	        
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