Full text: Praktisches Haushaltungs- und Kochbuch oder die wohlerfahrene Lehrerinn im Haushalten und in der Küche

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gleich in einen andern Stall zu sperren. Es ist freilich an vielen 
Orten sehr gebräuchlich, daß die Kälber, besonders diejenigen, 
welche aufgezogen werden sollen, drei Wochen bei den Kühen blei— 
ben und ihre Nahrung von ihnen erhalten. Nun gebe ich zwar 
zu, daß die Kälber während dieser Zeit recht gut zunehmen, allein 
die Kühe werden dadurch, daß die Kälber gleich davon kommen, 
viel eher daran gewöhnt, auf die gehörige Zeit die Milch nieder— 
zulassen, wenn sie gemolken werden, welches sonst nicht der Fall 
ist und worüber man viele Klage hört. 
So schön oft die Kälber sind, wenn sie von den Kühen ab— 
gesetzt werden, so unansehnlich und mager werden sie nachher, in— 
dem sie sehr schwer an das Alleinsaufen zu gewöhnen sind. 
Ich habe diese Methode Jahre lang befolgt und nur zwei 
mal in meinem Leben hatte ich den Fall, daß von den Kälbern, 
welche gleich von den Kühen genommen wurden, in den ersten 
Tagen eins verunglückte. Einen besonders unangenehmen Vorfall 
dieser Art haͤtte ich auf einem Hannoverschen Amtez allein es be— 
nahm mir den Muth nicht, denn ich war lebhaft überzeugt, daß 
mein gegebener Rath zweckmäßig war. 
Nachdem nun das Kalb allein angebunden ist, wird die Kuh 
recht rein ausgemolken und die Milch dem Kalbe vorgehalten; 
will es nicht gleich saufen, so giebt man die Milch in den ersten 
lauwarmen Mehltrank, welchen die Kuh sogleich erhalten muß. 
Zum zweiten Male, wo man dem Kalbe die Milch giebt, wird 
es sich schon zum Saufen bequemen, wenn es anders gesund ist. 
Ist das Kalb einige Tage älter geworden und säuft begieriger, 
so kann es leicht dabei vielen Wind einathmen, welches man ver— 
fangen nennt; daher muß man ihnen oft den Kopf in die Höhe 
halten, damit sie nicht zu schnell saufen. Ist uns ernstlich daran 
gelegen, recht schöne große Kühe von unsern Kälbern zu erhalten, 
so muß den Kälbern zum wenigsten drei Wochen die Milch so 
gegeben werden, wie sie aus der Kuh gemolken wird, und sollte 
es auch etwas länger sein, so haben wir doch keinen Schaden da— 
beiz denn, wenn sich von dem Kalbe nachher eine schöne große 
Kuh bildet, so ziehen wir die Ernte von unserer Milch wieder 
ein. Sind wir recht emsig beim Einsammeln der Eier und haben 
deren einen guten Vorrath, so sind jeden Tag ein oder zwei Eier 
für ein Kalb bis an die vierte Woche außerordentlich nahrhaft. 
Dann weicht man für sie etwas Brod ein und giebt davon im 
Anfange nur ein klein wenig zwischen die Milch, jeden Tag in 
den drei gewöhnlichen Mahlzeiten. Von da ab kann man all— 
mählich anfangen, die Milch, welche des Morgens gemolken ist,
	        
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