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Dreizehntes Capitel.
Vom Zuziehen und der Fütterung des Horn- und
Federviehes.
. Von der Fütterung des großen Hornviehes.
Da die Geschäfte, besonders im Sommer und der Zeit der
Ernte, so groß sind, daß unmöglich ein Oekonom Zeit dazu hat,
seine ganze Aufmerksamkeit auf die gehörige Fütterung des Horn—
biehes zu verwenden, so liegt es der Haushälterinn ob, sich dieser
Besorgung recht ernstlich anzunehmen und besonders darauf zu
achten, daß es das bestimmte Futter immer zur rechten Zeit er—
hält, denn es darf ihr nicht gleichgültig sein, ob viel oder wenig
Milch in ihren Molkenkeller kommt, und es muß ihr Freude ma—
chen, recht schönes blankes Vieh in den Ställen zu haben, und
deßhalb darauf zu achten, daß des Abends spät und des Morgens
früh das Vieh sein bestimmtes Futter regelmäßig erhalte, und daß
die Viehmädchen, um einen Weg zu ersparen, nicht dem Viehe
auf einmal das geben, was ihnen für zwei Mahlzeiten bestimmt
ist. Wenn immer nur wenig und öfter das bestimmte Futter ge—
reicht wird, so sind die Krippen immer reiner und das Vieh hat
mehr Reiz zum Fressen, und es wird dabei doch nicht so viel ver—
braucht, als bekämen sie das Futter auf einmal in Ueberfluß; es
fällt so vieles aus den Krippen und wird vertreten. Auch muß
sie sorgfältig darauf achten, daß das Vieh nie Durst leidet, denn
sonst verliert es die Lust zum Fressen. Der Viehstall muß auch
rein und luftig sein, wenn die Kühe ihr gehöriges Gedeihen darin
haben sollen, und wenn diese mit Grünem gefüttert werden, so
müssen besonders die Krippen alle Tage rein ausgewischt sein.
Daß ohne diese sorgfältige Wartung, selbst bei dem besten Futter,
das Vieh kein gutes Gedeihen haben kann, wird mir gewiß jeder,
der Kenntniß davon hat, mit Recht einräumen. Wenn aber bei
dieser Wartung die Kühe viele Milch geben sollen, so muß auch
das Futter von guter Beschaffenheit sein. Das alte Sprichwort
bewährt sich immer: Die Kuh milcht durch den Hals.
2. Von der Fütterung der Kälber.
Sobald die Kälber geboren sind, halte ich es für das Beste,
sie nicht ein einziges Mal unter die Kühe zu lassen, sondern sie