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Neue Schriften. —
daß sie bezaubernd schön ist. Durch be—
sorgte und geschickte Mutterhände wird sie
mit einem reichen Kaufmannssohn zusam—
mengebracht, der aus der Art geschlagen
ist Und ganz in seinen gelehrten Studien
aufgeht. Und nun hebt die Tragik an.
Die schöne Sylvia, an welcher der blasse
Gelehrte ein rein aͤsthetisches Interesse ge—
nommen hat, erweist sich als völlig kennt—
nislos und ziemlich blöde. Der Gatte
unternimmt zuerst einen Bildungsversuch,
der aber nicht anschlägt. Von da ab wird
sie ihm zum Hindernis; „sein Buch“, sein
Lebenswerk, gerät ins Stocken, er fängt an,
sie zu vernächlässigen, ja zu beleidigen.
Unter dieser Behandlung und im Gedanken⸗
austausch mit einer gescheiten, „sich-frei—
gemacht⸗habenden“ Jugendfreundin däm—
mert nun auch in Sylvia das Bewußtsein
der eigenen Persönlichkeit auf Sie hält
noch eine Zeitlang als die Geduldete aus,
dann packt sie eines Tages still ihr Bündel
und kehrt auf Nimmerwiedersehn ins Eltern⸗
haus zurück. Nun folgen einige Jahre
kleinbürgerlicher Einsamkeit und Oede und
dann taucht ein Kavalier auf, Herr Oberst
von Rothenfels, ein Herzensbezwinger erster
Guͤte. Sylvia reicht ihm die Hand, weil
sie sich von ihm geliebt fühlt, was beim
Professor nicht der Fall war. Und er liebt
sie auch, nach seiner Weise. Seine Frau
soll nichts wollen, nichts denken, sie soll
nur schön sein, für ihn, damit er um so
heller glänze. Er reißt sie bald in den
wilden Strudel rauschender Vergnügungen
binein: eine fleine Noise oohf“ fie vpöllig