Full text: Zwei Kasseler Chroniken des achtzehnten Jahrhunderts

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Neue Schriften. — 
daß sie bezaubernd schön ist. Durch be— 
sorgte und geschickte Mutterhände wird sie 
mit einem reichen Kaufmannssohn zusam— 
mengebracht, der aus der Art geschlagen 
ist Und ganz in seinen gelehrten Studien 
aufgeht. Und nun hebt die Tragik an. 
Die schöne Sylvia, an welcher der blasse 
Gelehrte ein rein aͤsthetisches Interesse ge— 
nommen hat, erweist sich als völlig kennt— 
nislos und ziemlich blöde. Der Gatte 
unternimmt zuerst einen Bildungsversuch, 
der aber nicht anschlägt. Von da ab wird 
sie ihm zum Hindernis; „sein Buch“, sein 
Lebenswerk, gerät ins Stocken, er fängt an, 
sie zu vernächlässigen, ja zu beleidigen. 
Unter dieser Behandlung und im Gedanken⸗ 
austausch mit einer gescheiten, „sich-frei— 
gemacht⸗habenden“ Jugendfreundin däm— 
mert nun auch in Sylvia das Bewußtsein 
der eigenen Persönlichkeit auf Sie hält 
noch eine Zeitlang als die Geduldete aus, 
dann packt sie eines Tages still ihr Bündel 
und kehrt auf Nimmerwiedersehn ins Eltern⸗ 
haus zurück. Nun folgen einige Jahre 
kleinbürgerlicher Einsamkeit und Oede und 
dann taucht ein Kavalier auf, Herr Oberst 
von Rothenfels, ein Herzensbezwinger erster 
Guͤte. Sylvia reicht ihm die Hand, weil 
sie sich von ihm geliebt fühlt, was beim 
Professor nicht der Fall war. Und er liebt 
sie auch, nach seiner Weise. Seine Frau 
soll nichts wollen, nichts denken, sie soll 
nur schön sein, für ihn, damit er um so 
heller glänze. Er reißt sie bald in den 
wilden Strudel rauschender Vergnügungen 
binein: eine fleine Noise oohf“ fie vpöllig
	        
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