ruhende Studien, deren zweite nicht nur zur Leipziger Handelsgeschichte,
sondern auch zur Geschichte der Geselligkeit im 18. Jahrhundert beiträgt.
Uber die übrigens sehr späte Entstehung einer offiziellen Vertretung des
Großhandels in der alten Meßstadt, der „Deputierten“, waren vir bisher
wenig unterrichtet. Die darauf bezüglichen Seiten in Biedermanns „Ge-
schichte der Leipziger Kramerinnung“ werden von M. als höchst fehlerhafte
und entstellte Darstellung erwiesen. Auf Grund des von Biedermann ver-
nachlãssigten archivalischen Materials (des städtischen Archivs wie der
Protokollbͤnde und Akten der Handelsdeputierten und der Kramer-
innung) zeigt nun M., „ein wie wichtiges Institut die Großhandels-
vertretung für Leipzigs, ja für Sachsens Handel gleich durch sein erstes
segensreiches Wirken geworden ist, ein Institut, das durch sein kräftiges
Auftreten und dessen heilbringende Folgen seine Notwendigkeit klar
bewiesen hat, von der weder der Rat noch die Kramerinnung anfangs
sich überzeugen ließen, sondern (die) sie geradezu verneinten.“ Das Ent-
stehungsjahr der Vertretung ist 1681. Die gegnerischen Strömungen,
insbesondere die hartnäckige Opposition der Kramer, werden ausführlich
dargelegt und belegt. Unter den Urkunden, die als Anlagen abgedruckt
sind, und zu denen Moltke, wie er bescheiden sagt, nur Erläuterungen
geben will, ist die längste und wichtigste die grobe Denkschrift der
Deputierten vom 23. März 16081, „in der sie der (vom Kurfürsten ernannten)
Kommission die ganzen Gebrechen der Handlung, insonderheit in bezug
auf das Wechsel- und allgemeine Handels-Prozeßrecht ausführlich dar-
legen, welche Denkschrift schließlich die großen gesetzgeberischen Maß-
nahmen des vorletzten Jahrzehnts im 17. Jahrhundert zur Folge gehabt hat.“
Mehr zur Geschichte der Geselligkeit trägt, wie gesagt, der zweite
Teil des Buches bei. Es handelt sich um die Geschichte der „Zwölfer—
Gesellschaftc, die am sohannistage des Jahres 1737 von sechzehn
Handlungsgehilfen gegründet wurde, und deren Hauptzweck allerdings
die Wohltätigkeit armen Standesgenossen gegenüber sein sollte. Mancherlei
kulturhistorisch interessante Einzelheiten, wie die Notizen zur Geschichte
des Bohnenfestes, ferner ein Speisezettel sowie der Abschnitt über das
„Hänseln und die „Naumburger Hänseler“, sind dabei noch hervorzuheben.
Georg Steinhausen.