gweit Casseler Chroniken des achtzehn—
zen Jahrhunderts. Ein Beitrag gur It —*
unihentese prusgegben von Dr. Philipp
h. erlag von ie , fbuch
Ig g or, Hofbuchhandlung.
er Interesse an der Geschichte Cassels hat, dar
deser Publilation, welche die Zeiten Eee
Friedrich J. Wilhelm VIII. und Friedrich II in kurzen
Aufzeichnungen ehrsamer Bürger wiedergibt. nicht vorüber⸗
ehen. Die erste der beiden Chroniken, soelche von der seit
Mitte des 17. Jahrhunderts hier anfäfsigen, aus Helsa
tammenden Vetzgersfamilie Gunkel abgefaßt ist, war
zur Kenntnis unseres gemütvollen Dialektdichters Heinrich
gonas gekommen, der den Herausgeber auf dieselbe auf⸗
merksam machte und ihm auch eine Anzahl erläuternder
Anmerkungen zur Verfügung stellen konnte. Was sich in
der Stadt zugetragen und in den Augen eines Bürger—
manns von Interesse war, findet sich in der Chronik ver⸗
zeichnet, besonders also die auf den landgräflichen Hof be—
zug habenden Begebnisse, die elementaren Erscheinungen
die kirchlichen Verhältnisse, die Hinrichtungen u. s. m
Selbstverstaͤndlich fehlt es auch nicht an Angaben über den
Seschäftsbetrieb, was die Hammelfelle gekostet haben, und
sonstige dahin gehörende Mineilungen. Daß in jenen krie
zerischen Zeiten das Metzgergeschäft aber mit ganz anderen
Verdrießlichkeiten verbunden war, als heute, davon gibt der
aachfolgende Eintrag Friedrich Gunkels zur Zeit der Be—
agerung Cassels gegen Ende des siebenjährigen Krieges
funde: „Bey dießer Belagerung (1762) haben mir die
Braunschweiger Dürken Corps 65 Stück Hämel genommen
und ich Und mein eltester Sohn und mein Knecht sind hin—
ter her gegangen bis Lutterberg alwo prine Friedrüch
das Hauptquartier hatte. Ich habe sie aber nicht wieder
ekommen und habe noch muͤssen 8 tage in arest sitzen zu
andwernhagen. Die Hämel kosten mich nach schlechtem gelde
2*rtht.* Auch die Familienereignisse in der et
Familie sind gewissenhaft vermerkt, bei Tag und Stunde
der Geburten auch die Himmelszeichen, und wenn ein
der Familienväter Gunkel — es sind deren at
drei, die bei Abfassung der Chronik beteiligt sind, — schrei—
hen konnte, daß einer seiner Sprößlinge“ im Zeichen des
„Widders“ geboren worden sei, wird ihm dieses als Fach—
mann wohl beondere⸗ Vergnügen gemacht haben. — Die
zweite Chronik ist von dem Gärtnereibesitzer Graß—⸗
meder geschrieben und umfaßt die Jahre 1784-1778.
„Sein Leben“, schreibt der Hexausgeber, „fällt m eine für
die Stadt Cassel besonders ereignisreiche und bewegte!
Zeit, insbesondere die Zeit des siebenjährigen Krieges, in
der die Stadt mehrfach von den Franzosen besetzt, zwei
schwere Belagerungen durch die Alliierten durchmachen
mußte. Die Gewissenhaftigkeit, mit der der einfache
Bärtnersmann seine Erlebnisse während dieser Zeit, wie
uͤberhaupt die Geschichte der Stadt vor und nach dem sie⸗
henjährigen Kriege aufgegeichnet hat, verdient alle Aner⸗
kennung und verleiht seiner kleinen Hand-Chronika einen
nicht abzuleugnenden historischen Quellenwert.“ Man
vird dies leicht begreiflich finden, wenn man berücksichtigt.
daß es damals noch keine Zeitungen gab, welche die lokalen
Vorkommnisse Tag für Tag berichteten. Da sind denn die
Gunkel'schen und Graßmeder'schen Aufgzeichnungen als
wahre lokale Fundgruben zu betrachten. Um so dankbarer
muß man aber auch Herrn Dr. Losch dafür sein, daß ez
die beiden Chroniken vollständig veroͤffentlicht und sie fast
Seite für Seite mit sehr willkommenen Anmerkungen ver⸗—
sehen hat. Ferner hat der Herausgeber noch einige An—
dänge hinzugefügt, welche die Familie Gunkel, insbesondere
den Historienmaler Fraise dr.ich Gunkel, dessen „Dru⸗
sus uͤnd die Waldfrau“ sich im hiesigen Kunsthause befin⸗
det, die Gräfin Bernhold und die Casseeler
S3traßennamen betreffen. Begüglich der Gräfin
vernhold hat Herr Dr. Losch die möglichste Klarheit in die
Beziehungen dieser Dame zu den, —V und
hre verwandtschaftlichen Verhältnisse gebracht, über die
seither die widersprechendsten Darstellungen im Umlauf
waren. Hochinteressant für alle Einwohner Cassels ist der
Anhang IV über die Straßennamen, wie denn auch in den
zeiden Chroniken wesentliche Beiträge zur Casseler Bauge—
ichichte euthalten sind. Daß den Abschluß der ganzen
Schrift ein alphabetisch geordnetes Register bildet, darf
nicht unbemerkt bleiben, weil dies ein Haupterfordernis für
ein Nachschlagebuch ist, und als ein solches sollte das vor⸗
liegende VBüchteirenieden Foftelen Damilie Gineonc
Rdon