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Ueber die teilweise ganz törichte rein schematische
Manier mit der die Neubenennung erfolgte, geziemt
es uns umsoweniger, die Achseln zu zucken, als man
es heutzutage vielfach nicht besser zu machen pflegt.
Denn es lauft schließlich auf eins hinaus, ob man
die Straßen nach Kalenderheiligen oder reihenweise
nach Generalen, Schlachten, Dichtern, Politikern ꝛc.
benennt, die auch nicht in die leiseste Verbindung
mit den nach ihnen benannten Häuserreihen gebracht
werden können. Daß man es geradezu aängstlich
vermeidet bei neuen Straßenanlagen die alten ge⸗
gebenen Feld- und Flurnamen zu berücksichtigen“,
zeigt daß unsere Zeit in diesem Punkte nicht viel
mehr historischen Sinn hat, als Landgraf Fried—
rich II. vor 180 Jahren,
Wenn nun auch die von Friedrich II. dekretierten
neuen Straßennamen zum größten Teile niemals
rechten Eingang bei der Bevölkerung gefunden haben,
so haben sie doch viele Jahrzehnte hindurch allein
offizielle Geltung gehabt und sind erst im Jahre 1867
wieder aufgegeben worden. Unsere schnelllebende
Zeit hat die meisten schon wieder gaunz vergessen.
Da die Kenntnis der wechselnden Namen immerhin für
den Lokalhistoriker gelegentlich von Nutzen sein kann,
so erscheint es darum nicht unangebracht, im folgenden
eine Zusammenstellung der alten und neuen Bezeich—
nungen nach den offiziellen Bekanntmachungen zu
geben.
Im Voraus sei bemerkt, daß die Neubenennung
in drei Abständen erfolgte. Der erste Akt erfolgte
durch das polizeiliche, Avertisscment die Benennung
* Namen wie Kratzenberg, Höllenküppel u. a. werden in⸗
folgedessen über kurz oder lang verschwunden und vergessen sein.
Nur der früher Struthkopf genannte Tannenküppel zwischen
Wehlheiden uud Kirchditmold scheint in verfeinerter Form in
einer Tannenkuppenstraße fortleben zu sollen.