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Schwester Marie Amelie Juliane eben jener Frau
v. Franckenberg, die durch die Phantasie der voben
erwähnten Schriftsteller bald zur Geliebten, bald zur
Tochter des Landgrafen Karl und ihrer eigenen
Schwester gestempelt worden ist.
Amelie v. Bernhold ist Anfangs März 1698
wahrscheinlich auch zu Wiesbaden geboren und kam
im Anfange des 18. Jahrhunderts als Hofdame der
Prinzeß Wilhelm, der Gemahlin des spaäteren Land—
grafen Wilhelm VIII. an den Kasseler Hof. In
der Folge vermählte f sich mt Karl Magnus
o. Franckenberg, der 1727 als Kammerjunker
in hessische Dienste getreten und 1729 zum Kammer—
rat später zum Geh. Kammerrat und Oberhofmeister
am Hofe Wilhelms VIII. ernannt war. Ihr Gemahl,
seit 1754 Geh. Rat und Kammerpräsident, starb
wenige Tage nach dem Tode seiner Schwägerin, der
Gräfin Bernhold, am 28. Januar 1757. VJie kinder—
lose Witwe überlebte den Gatten und die Schwester
noch um fast zwanzig Jahre und starb hochbetagt am
16. Mai 1776 zu Kassel. Ihr großes Vermögen ver—
wandte sie gleich ihrer Schwester zu verschiedenen
wohltätigen Vermächtnissen und Stiftungen, beson⸗
ders aber zur Begründung des noch bestehenden luthe⸗
rischen Armen- und Waisenhauses, wozu sie berelts
1760 das Hausmann'sche Haus in der Sbersten Gasse
am Seidenen Strümpfchen angekauft hatte.
Schließlich noch ein kurzes Wort über die
Generalin Bernhold, die bisher fälschlich als
die Mutter der Reichsgräfin gegolten hat. Sie war
die Tochter der Leonore v— Rathsamhausen zum
Stein, der vertrauten Hofdame der Elisabeth Char⸗
lotte v. Orleans, deren Pathenkind zu sein sie
sich rühmte.“ In sehr jugendlichem Alter wurde fie
* Sie nennt sich daher selbst Elisabeth Charlotte, während
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