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1766
Am 18. Märzl ist ein Jude, welcher in der Messe
2 Uhren gestohlen hat, gebrandmarkt worden
und hat an 2 Tagen am Halseisen gestanden,
jedesmal 1 Stunde, Dies ist das 1. mal, daß
auf der Oberneustadt vor dem Rathhause eine
execution vollzogen wurde.
Monat März sind viele Leute von oben her
aus der Pfalz, dem Darmstädter Lande ufw.
mit aller ihrer Habe nach Rußland gezogen, um
das Land, wo die Pest grassirt und alle Menschen
weggerafft haben soll, wieder zu bevölkern, aber
nicht als Emigranten, sondern mit gutem Con-
sons der regierenden Fürsten.
Während, der Oberneustädter Messe hat sich ein
Italiener wegen seiner Größe sehen lassen, der
8 Schuhzoll gemessen und von Natur hübsch
gewachsen war. Die gemeine Person hat, um
ihn zu sehen, 4 alb. zZahlen müssen, die Vor—
nehmen aber nach Belieben, jemehr, jelieber.
Frühjahr 1766 ist eine große Dürre gewesen.
Vom Aufbruch des Schnees bis zum 12. Juli
hat es keinmal so geregnet, daß es durchgeweicht
hätte. Daher hat es wenig Futter gegeben.
Monat Juni hat man angefangen, die Ober—
neustädter Kirche inwendig zu tünchen und
zu weißen. In der Brüderkirche ist die Kanzel
in diesem Jahr neu gemacht und vergoldet
worden.
diesem Jahr ist das Haus auf dem Leder-Markt—
platz zu Cassel am Tuchhaufe, nämlich vor der
Hauptwache 118) gebaut.
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118) Vor der Großen Kirche, wo jetzt das Denkmal Land—
graf Philipps des Großmütigen steht. Der Platz wurde erst
1833 und 1834 durch den Abbruch dieser Gebaͤude freigelegt.