Full text: Zwei Kasseler Chroniken des achtzehnten Jahrhunderts

Am 16. Dezember des vorigen Jahres hat es ge— 
froren und zugewintert Der Schnee ist 82ÿ10 
mal aufeinander gefallen, als bei Menschen Ge— 
denken hier nicht gesehen war. Am großen 
Sonntag soll die Kälte 6 Grade mehr betragen 
haben als in 1709. Der Aufbruch kam erst 
am 21. März d. J. Im Februar hat unser 
allergnädigster Landgraf wegen der grausamen 
Kälte 400 Klaftern Holz aus dem Magazin 
auf dem Werr an die Armen geschenkt, wie auch 
bMetzen Korn jedem armen Mann — ich aber 
nicht bekommen. 
Februar ist unser durchlauchtigster Erbprinz 
vom König von Preußen berufens) und am 
15. Februar von hier abgezogen, ist also die 
erste Reise, die der Landgraf nach dem Religions— 
wechsel dem Erbprinzen erlaubt hat. 
Den 5. März, dem Mittwochen, Morgens zwischen 
3 und 4 Uhr hat der liebe Gott unsern durch— 
lauchtigsten Prinz Georgess) durch einen 
Schlagfluß mit Tod zu sich genommen — in 
einer Stunde gesund und tot. Gott gebe ihm 
die ewige Ruhe. Am 11. März, Abends zwi— 
schen 10 und 11 Uhr, ist Se. Durchlaucht der 
Prinz George in der großen Kirche beigesetzt. 
Nach dem sehr kalten Winter hat die Fulda ein 
sehr großes Wasser gebracht, welches vom 28. 
März bis 5. April stand, ohne Regen, vielmehr 
hatte die liebe Sonne den bis 12fach gefallenen 
Im 
s) Dies ist ein Irrtum Graßmeders. Der Prinz reiste 
nach Hamburg, von wo aus er den Fürstbischof Friedrich von 
Lübeck, den Gemahl seiner Kusine Friederike, (Bgl. oben S. 85) 
in Eulin besuchte. Im Juni kehrte Friedrich nach Kassel zurück. 
Seine Reise nach Berlin erfolgte erst im April des nächsten 
Jahres. 
55) Jüngster Sohn des Landgrafen Karl. (Bgl. oben S. 87.)
	        
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