Full text: Aus dem Leben des Landgrafen Friedrich von Hessen auf Rumpenheim: 1747-1837

16 Ende der Familientage Die Nachkommen des Logr. Friedrich 
gewohnt, die ihn nur um wenige Tage überlebte. Sie starb am 16. März 
desselben Jahres. Da ihre Schwester, die Großherzogin Marie von 
Strelitz, schon am 30. Dezember 1880 dahingeschieden war, blieb als ein⸗ 
zige Besitzerin von Rumpenheim nur noch die Herzogin Auguste von 
Tambridge übrig, die von allen Gliedern ihres langlebigen Geschlechtes 
das höchste Alter erreichte. Fast 92 Jahre alt, starb sie am 6. April 1889 
zu London. 
Mit dem Tode des Prinzen Georg hörten die Familientage, die infolge 
der politischen Ereignisse und mit Rücksicht auf das zunehmende Alter der 
Schloßinhaber in der letzten Zeit mehr und mehr eingeschränkt waren, ganz 
auf. Nur die Hochzeit der ältesten Tochter des Randgrafen Friedrichd.J. 
mit dem Erbprinzen Leopold von Anhalt, im Mai 1884, vereinigte 
noch einmal einen größeren Kreis der landgräfl. Verwandten auf dem alten 
Stammsitz am Main. Doch erfuhren die Familientage gewissermaßen eine 
Fortsetzung in den Zusammenkünften auf Schloß Fredensborg, die unter 
der Agide der Königin Luise von Dänemarkf, der Enkelin des 
Landgrafen Friedrich und wohl der bedeutendsten Persönlichkeit unter seinen 
weiblichen Nachkommen, stattfanden und zeitweise auch eine politische Be⸗ 
deutung hatten', die den alten Familientagen fehlte. 
Wenn man scherzweise und oft nicht ohne eine gewisse Bosheit die Königin 
Luise die „Schwiegermutter Europas““ genannt hat, so könnte man den 
Landgrafen Friedrich ebensogut den Großvater von Europa nennen; 
denn seine Nachkommen sind über den ganzen Weltteil zerstreut und saßen 
—D DD— 
der unglückliche Kaiser Nikolaus II. von Rußland und seine Familie, die 
Könige von England, Dänemark, Griechenland und Norwegen, die Königin 
von Württemberg, die Kronprinzessinnen von Bayern, Rumänien und Mon— 
tenegro, die Großherzöge von Mecklenburg-Strelitz und Luxemburg, Groß— 
herzoginnen von Baden und Mecklenburg⸗Schwerin, die Herzöge von Braun⸗ 
schweig, Herzoginnen von Nassau und von Sachsen⸗Altenburg, ein Herzog 
von Cambridge, Herzöge von Teck, die Prinzeß Royal und die Herzogin von 
Connaught, eine Herzogin von Oldenburg, die Fürstin von Waldeck und ihre 
Kinder und außerdem Prinzen und Prinzessinnen von Schweden, Baden, 
Anhalt, Parma, Schaumburg-Lippe, Lippe und Thurn und Taxis. Von Fa⸗ 
In der Presse und in den Kreisen, welche die Begriffe „preußisch“ und „deutsch“ 
nicht auseinander halten, galt die Königin, eine ausgesprochene Gegnetin der Bismarck⸗ 
schen Macht- und Gewaltpolitik, als „deutschfeindlich.“ In der Tat hat Bismard sich 
oft über die „vielen politischen Fäden, die von zarten Frauenhänden gesponnen in Kopen 
hagen zusammenliefen“, beklagen müssen.
	        
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