Full text: Aus dem Leben des Landgrafen Friedrich von Hessen auf Rumpenheim: 1747-1837

Rumpenheim 1863 Landgr. Wilhelm u. seine Geschwister 45 
Rumpenheim nicht hoffähig. Vieles dazu trug allerdings bei das herzlicheFamilien⸗ 
gefühl dieser einander nahe verwandten Fürsten sowie deren Freude an dem Ge⸗— 
nusse eines für gewöhnlich von ihnen damals jahraus, jahrein mehr noch denn 
heute entbehrten zwangfreien Ausruhens und Austauschens unter den Ihrigen.“ 
Eine Glanzepoche in der Geschichte dieser Familientage war die Zeit des 
Frankfurter Fürstentages von 1803, wo eine große Zahl der Teilnehmer die⸗ 
ses verunglückten fürstlichen Areopags sich auch in Rumpenheim einfand. Zu 
den regelmäßigen Besuchern gehörten damals, außer dem Kurfürsten 
Friedrich Wilhelm J. (der sich sonst selten sehen ließ; und dem Groß⸗ 
herzog von Hessen, die Könige von Hannover, Sachsen 
und Bayern und viele Fürsten der kleineren deutschen Staaten. Auch 
Kaiser Franz Joseph war mehrmals Gast in Rumpenheim. Ein 
besonders bemerkenswertes Ereignis war es, als im Juli desselben Jahres 
eine griechische Gesandtschaft in ihren fantastischen Kostümen in Rumpenheim 
erschien, um dem von der Athener Nationalversammlung erwählten Prinzen 
Wilhelm von Holstein-Glücksburg die griechische Königskrone 
anzubieten, die derselbe nach erfolgter Zustimmung seiner Eltern und seines 
Großvaters, des Landgrafen Wilhelm, damals auch annahm, um dann von 
Rumpenheim aus als Georgios Basileus die Fahrt ins Land Homers anzutreten ˖ 
Vier Jahre später standen die Rumpenheimer Fürstlichkeiten (unter ihnen 
der spätere Kaiser Alexander III. und der spätere König Eduard VII.) am 
Sarge des Landgrafen Wilhelm, der am 17. September 18607 im 
80. Lebensjahr zu Kopenhagen gestorben war, aber in der Heimat beigesetzt 
wurde. Genau ein Jahr vorher war das Kurfürstentum Hessen von der 
Landkarte verschwunden, infolge der Blut- und Eisenpolitik Bismarcks, der 
ehedem (in seiner Frankfurter Zeit) auch zu den Besuchern Rumpenheims 
gehört hatte. Rumpenheim selbst entging zwar der preußischen Annexion (der 
Prager Friede vereinigte es mit Hessen-Darmstadt), aber seine fürstlichen 
Herren verloren die lange gehegte Hoffnung, Regenten in Hessen-Cassel zu werden. 
Von den Brüdern Landgraf Wilhelms folgte ihm zuerst Prinz Fried— 
r ich, der eigentliche ständige Insasse von Rumpenheim, am 25. Oktober 1876 
im Tode, dann Prinz Georg, der am 4. März 1881 zu Frankfurt starb. 
Prinz Georg, der vor der Annexion in Cassel residierte, hatte zuletzt mit seiner 
Schwester Lu ise!, der Witwe des Grafen v. d. Decken, zusammen— 
Prinzessin Luise, die älteste Tochter des Landgrafen Friedrich, hatte am 4. April 1833 
u Gotha den hannöverschen Generalleutnant Georg von der Decken, einen tapferen Hau— 
degen der ehemal. deutschen Legion, geheiratet. Ihr Gemahl (* 23. Nov. 1787) wurde 
1835 von König Wilhelm IV. in den Grafenstand erhoben und starb am 19. August 
1859 zu Rumpenheim. 
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