Full text: Aus dem Leben des Landgrafen Friedrich von Hessen auf Rumpenheim: 1747-1837

30 Hochzeiten der Prinzessinnen Marie und Auguste 
beiden nächsten Kinder des Prinzenpaares geboren, 1817 Prinzessin Luise, 
die später als Königin von Dänemark eine große politische Rolle spielte, und 
1820 der einzige Sohn, Prinz Frie drich Wilhelm. Da lange kein 
hessischer Prinz in der Hauptstadt geboren war, wurde dies Ereignis dort beson⸗ 
ders festlich gefeiert, obwohl damals niemand ahnte, daß dieser Prinz, den drei 
Generationen des regierenden Hauses (die drei hessischen Kurfürsten) über die 
Taufe hielten, später lange Jahre als Erbe des Kurfürstentitels gelten würde, 
ohne jedoch dies Erbe antreten zu können. 
Die Übersiedelung des allgemein beliebten Landgrafen Friedrich und 
seiner Familie nach Cassel brachte neues, frisches Leben an den in Sparsam⸗ 
keit und steifer Etikette erstarrenden kurfürstlichen Hof. Fürstliche Besucher 
kamen und gingen, und nicht zum wenigsten trugen die drei heiratsfähigen 
Töchter des Landgrafen dazu bei, Cassel zu einem Anziehungspunkt heirats— 
lustiger Prinzen zu machen. Prinzessin Marie, das zweitjüngste Kind des 
landgräflichen Paares (* 21. Januar 1796) war die Erste, die das väterliche 
Haus verließ, um dem Großherzog Georg von Mecklenburg-Strelitz 
als Gemahlin zu folgen. Die Hochzeit fand am 12. August 1817 zu Cassel 
statt „avee une pompe uniquement à mes deépens autrefois tout à 
fait ignorée“, wie der karge Kurfürst in seinem Tagebuch seufzend vermerkte. 
Vierzehn Tage später heißt es in demselben Tagebuche: „Le Duc de Cam- 
bridge fit une apparition chez nous dont la raison ne paroĩssoit pas pro- 
bleᷣmatique“ꝰ. Auch dieser Prinz ging auf Freiersfüßen. Seine Erwählte war 
Prinzessin Auguste, die am 25. Juli 1797 geborene jüngste Tochter des 
Landgrafen. Herzog Adolf Friedrich v. Cambridge war der jüngste 
Sohn König Georgs III. von England, in dessen Namen er seit der Restau⸗ 
ration die Statthalterschaft in Hannover führte. Obwohl er (* 24. Febr. 1774) 
23 Jahre älter war als die Prinzessin Auguste, so wurde doch seine Werbung, 
die eine neue Verbindung des hessischen und welfischen Hauses begründete, 
in Cassel mit Genugtuung begrüßt und gern angenommen, zumal der Herzog 
bei der Kinderlosigkeit seiner Brüder dem englischen Thron nicht allzufern 
stand. Die Hochzeit? fand am 7. Mai 1818 im Bellevueschloß ebenfalls unter 
großem Gepränge in Gegenwart des ganzen kurfürstlichen Hauses und zahl—⸗ 
reicher vornehmer Gäste (darunter der Großfürst Michael von Rußland') statt. 
Auch der preußische Gesandte v. Hänlein berichtete von der ungewöhnlichen Pracht⸗ 
entfaltung, die namentlich die kurprinzliche Familie bei dieser Gelegenheit zeigte. Er 
selber nahm an der Festtafel nicht teil, weil er mit dem ihm angewiefenen Platz nicht 
zufrieden war. Beim Fackeltanz kam es außerdem zu einer Rangstreitigkeit zwischen dem 
Geheimrat v. Gayling und dem Minister v. Schmerfeld. 
2 Val. Losch, Die Hochzeit der Herzogin v. Cambridge. Hess. Blätter 1918, 4255 f.
	        
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