Full text: Aus dem Leben des Landgrafen Friedrich von Hessen auf Rumpenheim: 1747-1837

Zweiter Besuch in Prag 1813 
und es gefiel ihm so gut in der Kaiserstadt, daß er damals nicht übel Lust 
hatte, seinen Wohnsitz von Frankfurt hierher zu verlegen. Vom Krieg hörte 
man nicht viel in Wien. Im Salon der Prinzessin Eszterhaͤzy sah man ein 
Panorama des Brandes von Moskau, doch machte die Vorführung des 
Mälzl'schen Harmonicons! „de la plus grande force“ dort noch mehr 
Eindruck. Dem Kaiser Franz mußte der Landgraf seine Erlebnisse im 
traurigen November 1800 ausführlich erzählen. Ebenso liebenswürdig wie 
der Kaiser war die Kaiserin Maria Ludovika, die dem Landgrafen 
durch ihre genaue Kenntnis aller verwandtschaftlichen Beziehungen des hessischen 
Hauses und durch ihr Interesse für seine einzelnen Glieder imponierte. Um 
so auffallender war es, daß niemand den Kurprinzen zu kennen schien, der 
sich damals vorübergehend auch in Wien aufhielt, aber nirgends in der Ge⸗ 
sellschaft zu sehen war. 
Endlich traf die erwartete Einladung des Kurfürsten aus Prag ein. 
Friedrich schrieb aber nach Hause: man solle nicht darüber reden, daß er 
dorthin gehe; er werde auch nicht lange dort bleiben, pour ne pas donner 
de l'ombrage dans nos contrées. Der Kurfürst empfing seinen Bruder 
am 16. April in seiner neuen großartigen Residenz, dem ehemaligen kur⸗ 
ländischen Palais in der Karmelitergasse, das er 1811 gekauft hatte. Der 
vertriebene Fürst war voller Anerkennung darüber, daß Prinz Wilhelm, 
der älteste Sohn Friedrichs, ihm seine Dienste angeboten hatte (von denen 
er übrigens keinen Gebrauch machte). Dessen jüngerer Bruder Fritz (in 
preußischen Diensten, siehe oben S. 24) hatte sich den militärischen Unterneh— 
mungen des Kurprinzen anschließen wollen, die aber zu Wasser wurden, 
weil der karge Vater kein Geld dazu hergab. Bei der finanziellen Aus— 
einandersetzung, die den Hauptgrund zur Prager Reise des Landgrafen gebildet 
hatte, kam es zu sehr heftigen Erörterungen zwischen beiden Brüdern, bis 
Friedrich nach längerem Sträuben das von Kunckell entworfene Abkommen 
unterschrieb. Der Kurfürst war überhaupt diesmal recht „krittelich“ und 
machte seinem Bruder Vorstellungen über sein legeres Benehmen hohen 
Herrschaften gegenüber (z. B. bei einem Besuch des Großherzogs von Würz⸗ 
Fur dieses mechanische Musikinstrument, einen sog. Trompetenautomaten, schrieb 
Beethoven ursprünglich seine „Schlacht von Vittoria“.- Von einer ähnlichen musika— 
lischen Vorführung in Hanau berichtet der Landgraf früher, am 20. April 1803:, La 
Kurprinzess m'a priè de venir dans un concert ou j'ai éêté, consisstant dans un 
amatore qui avait composé un nouveau instrument Clavycilinder qui est entre 
orgue et harmonium et qui nous a écorché les oreilles en voulant tirer des sons 
de carreaux de vitres. La Princesse et la Dalberg en ont ri terriblement s'amu- 
sant de mon impatience.“ Damals handelte es sich um eine von Chladni erfundene 
Art von Glasharmonika.
	        
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