igMumpenheim Besuche in Cassel Das Erbprinzenpaar
großer Liebe gepflegten Gartenanlagen am Main fühlte er sich am wohlsten
und konnte nicht müde werden in ihrer Blütenpracht im Frühling und
Sommer zu schwelgen. Sein Bruder riet ihm einmal, in Rumpenheim statt
der Bosketts auch Boulingrins anzulegen wie auf Wilhelmshöhe; davon
wollte er aber nichts wissen und sagte: mon bosquet subsistera,
Er war oft in Cassel und berichtete seiner Frau, die ihn selten dorthin
begleitete, von dem dortigen Leben, das sich so sehr von dem in Rumpenheim
und Biebrich unterschied. „Quand je vois les différentes situations d'ici,
combien cela diffeère de notre train, de ma façon d'être et de penser,
je ne saurois assez remercier Dieu du bonheur dont il m'a comblé.
Cette froideur que je vois ici me choque beaucoup.“ Was war das
für ein steifes, zeremonielles Verhältnis zwischen dem Landgrafen und seinem
Schwiegersohn, dem lahmen Erbprinzen von Bernburg!, der damals
mit seiner jungen Frau in Cassel lebte! Friedrich lernte ihn 1795 kennen und fand
hn fort timide, aber die junge Frau meinte: „Er ist ein recht guter Mann“.
Etwas mehr Leben kam zeitweise an den Casseler Hof durch die Verheiratung
des Erbprinzen Wilhelm (17097). Friedrich reiste zu den Einzugsfeierlich—
keiten nach Cassel, wieder allein, seine Gemahlin ließ sich wegen Mangels
an Galatoilette entschuldigen. Die junge Erbprinzessin?, pas une beauté
mais bon enfant, gefiel dem Prinzen gut. Sie war viel zutraulicher als
die meisten übrigen Verwandten dieses „difficilen“ Hofes und gewann ihn
dadurch, daß sie ihn gleich mit „mon Oncle“ anredete und sich von ihm
die Titulatur „Königl. Hoheit“ verbat. Nur ihr Kostüm, die neue Mode
à la Grecque, die sie aus Berlin mitbrachte, war nicht nach seinem Geschmack.
Da das junge Paar bald nach Hanau übersiedelte, wo Friedrich die ihm bis
dahin reservierten Zimmer im Schlosse abtreten mußte, kam seine Familie
in der Folgezeit in engere Berührung mit der des Erbprinzen und mußte er—
leben, wie dessen Ehe und Familienleben schon nach kurzer Zeit sich sehr
unglücklich gestalteten.
Auch an der Hochzeit seiner jüngsten, von ihm besonders geschätzten Casseler
Nichte, der „dicken“ Caroline,? die am 24. April 1802 dem Herzog August
Emil Leopold von Gotha die Hand reichte, nahm Friedrich teil und
A Alexius Erbprinz (17960 Fürst, 1800- 34 Herzog) von Anhalt-Bernburg, seit 1794
oermählt mit der Prinzessin Friederike von Hessen, von der er sich 1817 wieder scheiden ließ.
2 Die spätere Kurfürstin Auguste (*1780, * 1841), Tochter König Friedrich Wilhelms II.
von Preußen.
8 Vgl. über sie meinen Aufsatz „Die letzte Herzogin von Gotha“ in den Preußischen
Jahrbüchern 175 (1919).