Friedrich im Haag 1794 Ende seiner militär. Laufbahn 17
Philippsthal (Vgl. S. 12 Anm. I) gleich nach der ersten Aufforderung der
Franzosen kapituliert hatte, ohne dabei die schmachvolle Niedermetzelung zahl⸗
reicher in der Festung befindlicher französischer Emigranten verhindern zu
können.“ Der Landgraf hatte auch nicht gewagt, nach dem Haag zu kommen,
um sich zu rechtfertigen, und es herrschte in allen Bevölkerungskreisen eine
wuterbitterte Stimmung gegen ihn. Man hätte ihn in Stücke zerrissen, wenn
er da gewesen wäre, schrieb Friedrich nach Hause. Landgraf Wilhelm IX.
oerwandte sich durch seinen Geschäftsträger Bosset mehrfach für seinen Vetter
zur selben Zeit, wo er den alten Resius, der damals die Preisgabe von
Rheinfels? verschuldete, so hart behandeln ließ.
Prinz Friedrich dagegen konnte sehr zufrieden sein mit seiner Auf⸗
nahme am holländischen Hofe. Er wohnte im Palais des Erbstatthalters
und schrieb nach Hause: Le prince étoit fort amical et m'a temoigné,
combien on étoit content de moi. Sein ausführlicher Bericht über die
Belagerung hatte dann auch zur Folge, daß auf Antrag des Erbstatthalters
von einer kriegsgerichtlichen Untersuchung Abstand genommen wurde, und
daß die Hochmögenden am 4. Dezember „de goede conduite en het gedrag
gedurende het beleg“ ausdrücklich anerkannten und billigten. Am 10. De—
zember verließ Friedrich die holländische Residenz, um auf dem schnellsten Weg
in die Arme seiner ihn sehnlichst erwartenden Gattin zurückzukehren.
Seine militärische Laufbahn in Holland war damit abgeschlossen. Nach
der Kapitulation durfte er nicht weiter dienen, und an eine Auswechslung
war bei seinem hohen militärischen Grad nicht zu denken. In Hessen suchte
er möglichst Nachricht aus Holland zu erhalten, „S'il existe encore“, aber
sie flossen spärlich und enthielten nichts als Hiobsposten. Amsterdam ge⸗
nommen, der Prinz von Oranien auf der Flucht! — es war bald kein Zweifel
mehr: Hollande est perdue. Es gab keine holländische Armee mehr, und
die alte ruhmreiche Republik der Vereinigten Niederlande war auf einmal
von der Landkarte verschwunden, um einer Batavischen Republik Platz zu machen.
Für den Schmerz, den ihm das elende Ende des Staates bereitete, dem
er 260 Jahre lang gedient hatte, suchte und fand der Prinz Trost in seiner
Familie und Ablenkung in den Aufgaben die ihm nach den großen materiellen
Verlusten der Kriegszeit die Verwaltung seiner Güter, namentlich seines Wohn⸗
sitzes Rumpenheim stellte. Hier in den von ihm selbst angelegten und mit
Uber die Kapitulation von Herzogenbusch vgl. Sabron, De oorlog van 1794-05 1, 222 ff.
2 Die hessische Rheinfestung fiel vier Tage vor der Ubergabe Maastrichts in die Hände
der Franzosen. Ihr Kommandant wurde zum Tode verurteilt und zu lebenslänglicher
Haft begnadiat. Val. Losch, Kurfürst Wilhelm J. S. 213
Losch, Landgr. Friedrich