Full text: Aus dem Leben des Landgrafen Friedrich von Hessen auf Rumpenheim: 1747-1837

Friedrich im Haag 1794 Ende seiner militär. Laufbahn 17 
Philippsthal (Vgl. S. 12 Anm. I) gleich nach der ersten Aufforderung der 
Franzosen kapituliert hatte, ohne dabei die schmachvolle Niedermetzelung zahl⸗ 
reicher in der Festung befindlicher französischer Emigranten verhindern zu 
können.“ Der Landgraf hatte auch nicht gewagt, nach dem Haag zu kommen, 
um sich zu rechtfertigen, und es herrschte in allen Bevölkerungskreisen eine 
wuterbitterte Stimmung gegen ihn. Man hätte ihn in Stücke zerrissen, wenn 
er da gewesen wäre, schrieb Friedrich nach Hause. Landgraf Wilhelm IX. 
oerwandte sich durch seinen Geschäftsträger Bosset mehrfach für seinen Vetter 
zur selben Zeit, wo er den alten Resius, der damals die Preisgabe von 
Rheinfels? verschuldete, so hart behandeln ließ. 
Prinz Friedrich dagegen konnte sehr zufrieden sein mit seiner Auf⸗ 
nahme am holländischen Hofe. Er wohnte im Palais des Erbstatthalters 
und schrieb nach Hause: Le prince étoit fort amical et m'a temoigné, 
combien on étoit content de moi. Sein ausführlicher Bericht über die 
Belagerung hatte dann auch zur Folge, daß auf Antrag des Erbstatthalters 
von einer kriegsgerichtlichen Untersuchung Abstand genommen wurde, und 
daß die Hochmögenden am 4. Dezember „de goede conduite en het gedrag 
gedurende het beleg“ ausdrücklich anerkannten und billigten. Am 10. De— 
zember verließ Friedrich die holländische Residenz, um auf dem schnellsten Weg 
in die Arme seiner ihn sehnlichst erwartenden Gattin zurückzukehren. 
Seine militärische Laufbahn in Holland war damit abgeschlossen. Nach 
der Kapitulation durfte er nicht weiter dienen, und an eine Auswechslung 
war bei seinem hohen militärischen Grad nicht zu denken. In Hessen suchte 
er möglichst Nachricht aus Holland zu erhalten, „S'il existe encore“, aber 
sie flossen spärlich und enthielten nichts als Hiobsposten. Amsterdam ge⸗ 
nommen, der Prinz von Oranien auf der Flucht! — es war bald kein Zweifel 
mehr: Hollande est perdue. Es gab keine holländische Armee mehr, und 
die alte ruhmreiche Republik der Vereinigten Niederlande war auf einmal 
von der Landkarte verschwunden, um einer Batavischen Republik Platz zu machen. 
Für den Schmerz, den ihm das elende Ende des Staates bereitete, dem 
er 260 Jahre lang gedient hatte, suchte und fand der Prinz Trost in seiner 
Familie und Ablenkung in den Aufgaben die ihm nach den großen materiellen 
Verlusten der Kriegszeit die Verwaltung seiner Güter, namentlich seines Wohn⸗ 
sitzes Rumpenheim stellte. Hier in den von ihm selbst angelegten und mit 
Uber die Kapitulation von Herzogenbusch vgl. Sabron, De oorlog van 1794-05 1, 222 ff. 
2 Die hessische Rheinfestung fiel vier Tage vor der Ubergabe Maastrichts in die Hände 
der Franzosen. Ihr Kommandant wurde zum Tode verurteilt und zu lebenslänglicher 
Haft begnadiat. Val. Losch, Kurfürst Wilhelm J. S. 213 
Losch, Landgr. Friedrich
	        
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