14 Belagerung von Maastricht 1794
mußten sie am 20. Juli Maastricht verlassen und gingen nach Biebrich zu
den Großeltern. Frie drich aber ließ alle seine Wertsachen im Keller ver⸗
mauern und bereitete sich auf eine Belagerung vor. Die Nachricht vom Sturze
Robespierres ließ vorübergehend einen Umschwung in Frankreich mit Aus—⸗
sicht auf den Frieden erhoffen. Aber es kam anders. Im benachbarten Lüttich,
dem unruhigen Herde ewiger Revolutionen, ging es drunter und drüber, und
die Osterreicher wichen immer weiter zurück. Einen niederschmetternden Ein⸗
druck machte die Kapitulation von Valenciennes, dessen Besatzung am
2. September avec le baton blanc durch Maastricht zog. Sie mußte die
Schiffbrücke benutzen, afin que cela ne fasse pas de rumeur en ville.
Am 17. September erhielt Friedrich durch den neuen kaiserl. Oberbefehlshaber
Clerfayt die Nachricht, daß das Hauptquartier noch weiter zurückgelegt
werde. Clerfayt ließ aber wenigstens acht Bataillone unter dem General von
Klebeck zurück, die in Maastricht einrückten und die Besatzung auf fast
I0 ooo Mann brachten. Ein paar Tage später stand eine starke französische
Armee unter dem Straßburger Kleber vor Maastricht und schloß die Festung
ein. Am 22. Sept. konnte Prinz Frie drich noch einen letzten Brief an
seine Gemahlin schicken, den ein Graf Eszterhazy mitnahm; von da an war
es unmöglich, Nachrichten aus der Stadt gelangen zu lassen. Der Gouverneur
hörte indessen nicht auf, täglich nach Biebrich zu schreiben. Seine Briefe wurden
zu einem Tagebuch von 80 eng beschriebenen Seiten, das erst nache! / Jahr
an seine Adresse kam.'
Am 26. September erfolgte die erste Aufforderung Kleber s an den
Gouverneur und an den Magistrat, die Festung zu übergeben. Die kurze,
würdige Antwort des Prinzen lautete:
Mon honneur et mon devoir m'imposent la défense de cette place,
qui m'est confiée, et je la soutiendrai aveo ma brave garnison.
La lettre du magistrat sera remise. Frédéric de Hesse.
Die Franzosen begnügten sich zunächst mit einer einfachen Einschließung
der Festung, und die letzten Septembertage verliefen verhältnismäßig ruhig.
Es verlautete, daß Cler fayt seine Truppen bei Aldenhoven sammle, und
lauter Kanonendonner aus dieser Gegend gab Hoffnung auf baldigen Entsatz.
Aber Clerfayt wurde geschlagen, und die eigentliche Belagerung sollte jetzt erst
anfangen. Die Besatzung machte verschiedene Ausfälle, die aber die Vollendung
der Belagerungsarbeiten nicht hindern konnten. Mehrfach versuchte Prinz
uUmfangreiche Auszüge aus diesem Briefe habe ich in meinem Aufsatz über die
Belagerung von Maastricht 1794 in der Publications de la Société hist. et archéol.
dans le Limbourg. Année 59, 1923, S. 271 ff. veröffentlicht.