Full text: Aus dem Leben des Landgrafen Friedrich von Hessen auf Rumpenheim: 1747-1837

Verteidigung von Maastricht 1793 11 
zweifelt, und der Plan Dumourie,;, die Festung durch einen forcierten 
Angriff seines Unterführers, des spanisch-amerikanischen Abenteurers Don 
Francisco de Miranda! zu überrumpeln, bot alle Aussichten auf 
einen Erfolg, zumal die Franzosen durch einen ehemaligen sächsischen Offizier, 
der ihnen als Spion diente, über den Zustand der Festung und die schwache 
Besatzung genau informiert waren. General v. Riedesel, der Führer der 
3000 Braunschweiger, die den Kern der Besatzung bildeten, war krank und 
befand sich in Aachen zur Kur, und die zahlreichen Emigranten, die sich in 
Maastricht befanden, betrachtte Dumouriez nur als ein embarras für 
die Verteidiger. Am 24. Februar sandte Miranda zugleich im Namen eines 
bei seiner Armee befindlichen batavischen Komittees die kategorische Aufforderung 
an den Gouverneur, Maastricht binnen drei Stunden zu übergeben, widrigen⸗ 
falls alle Offiziere der Garnison über die Klinge springen müßten. Prinz 
Friedrich antwortete: er habe gar keine Nachricht von einem Kriegszustand 
zwischen Frankreich und den Generalstaaten und lehnte die Zumutung der 
UÜbergabe ab. Alsbald begannen die Franzosen ein wütendes Bombardement, 
das große Verheerungen und viele Brände verursachte. Wenn aber Dumouriez 
gemeint hatte, daß Maastricht schon nach der dritten Bombe kapitulieren werde, 
so hatte er sich geirrt. Die Braunschweiger unter dem General von Warnstedt 
wehrten sich tapfer und machten verschiedene Ausfälle. Auch die Emigranten 
halfen unter Führung eines Marquis von Autich amp kräftig bei der Ab⸗ 
wehr des Feindes, wobei die ehemaligen französischen Artillerieoffiziere unter 
ihnen die Kanonen bedienen halfen und besonders die Freiheitsbäume der 
Revolutionsarmee aufs Korn nahmen. Aus Paris war der Befehl gekommen: 
Maestridit faut bruler jusqu'aux murs, si elle persisste à ne pas céder. 
Die Stadt brannte auch an vielen Stellen, und die Familie des Prinzen 
Friedrich mußte im Keller des Gouvernementsgebäudes hausen. Am 27. wie⸗ 
derholte Mir an da seine Aufforderung zur UÜbergabe mit demselben Erfolg 
wie früher. Statt der drei Bomben hatte er mehr als 5000 Bomben und 
glühende Kugeln in die Stadt geworfen, ohne den Widerstand der Festung 
zu brechen. Die tapfere Besatzung hielt sich so lange, bis am 5. März die 
Osterreicher unter dem Prinzen v. Coburg mit dem jungen Erzherzog 
Carl an der Spitze als Befreier in die Stadt einzogen. 
In seinem Bericht an die Generalstaaten? konnte Prinz Friedrich das gute Ver⸗ 
Vgl. über ihn und die Belagerung: A. Rojas, Miranda. Caracas 1891, Chuquet, La tra- 
hison de Dumouriez. Paris 1889, Bosscha, Neerlands heldendaden te land 301856) Bijv. 35. 
2 Der Überbringer, Leutnant Du Caylar, Adjutant des Prinzen, erhielt als Boten⸗ 
lohn 300 Dukaten. (Publications 48, 225f.)
	        
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