Verteidigung von Maastricht 1793 11
zweifelt, und der Plan Dumourie,;, die Festung durch einen forcierten
Angriff seines Unterführers, des spanisch-amerikanischen Abenteurers Don
Francisco de Miranda! zu überrumpeln, bot alle Aussichten auf
einen Erfolg, zumal die Franzosen durch einen ehemaligen sächsischen Offizier,
der ihnen als Spion diente, über den Zustand der Festung und die schwache
Besatzung genau informiert waren. General v. Riedesel, der Führer der
3000 Braunschweiger, die den Kern der Besatzung bildeten, war krank und
befand sich in Aachen zur Kur, und die zahlreichen Emigranten, die sich in
Maastricht befanden, betrachtte Dumouriez nur als ein embarras für
die Verteidiger. Am 24. Februar sandte Miranda zugleich im Namen eines
bei seiner Armee befindlichen batavischen Komittees die kategorische Aufforderung
an den Gouverneur, Maastricht binnen drei Stunden zu übergeben, widrigen⸗
falls alle Offiziere der Garnison über die Klinge springen müßten. Prinz
Friedrich antwortete: er habe gar keine Nachricht von einem Kriegszustand
zwischen Frankreich und den Generalstaaten und lehnte die Zumutung der
UÜbergabe ab. Alsbald begannen die Franzosen ein wütendes Bombardement,
das große Verheerungen und viele Brände verursachte. Wenn aber Dumouriez
gemeint hatte, daß Maastricht schon nach der dritten Bombe kapitulieren werde,
so hatte er sich geirrt. Die Braunschweiger unter dem General von Warnstedt
wehrten sich tapfer und machten verschiedene Ausfälle. Auch die Emigranten
halfen unter Führung eines Marquis von Autich amp kräftig bei der Ab⸗
wehr des Feindes, wobei die ehemaligen französischen Artillerieoffiziere unter
ihnen die Kanonen bedienen halfen und besonders die Freiheitsbäume der
Revolutionsarmee aufs Korn nahmen. Aus Paris war der Befehl gekommen:
Maestridit faut bruler jusqu'aux murs, si elle persisste à ne pas céder.
Die Stadt brannte auch an vielen Stellen, und die Familie des Prinzen
Friedrich mußte im Keller des Gouvernementsgebäudes hausen. Am 27. wie⸗
derholte Mir an da seine Aufforderung zur UÜbergabe mit demselben Erfolg
wie früher. Statt der drei Bomben hatte er mehr als 5000 Bomben und
glühende Kugeln in die Stadt geworfen, ohne den Widerstand der Festung
zu brechen. Die tapfere Besatzung hielt sich so lange, bis am 5. März die
Osterreicher unter dem Prinzen v. Coburg mit dem jungen Erzherzog
Carl an der Spitze als Befreier in die Stadt einzogen.
In seinem Bericht an die Generalstaaten? konnte Prinz Friedrich das gute Ver⸗
Vgl. über ihn und die Belagerung: A. Rojas, Miranda. Caracas 1891, Chuquet, La tra-
hison de Dumouriez. Paris 1889, Bosscha, Neerlands heldendaden te land 301856) Bijv. 35.
2 Der Überbringer, Leutnant Du Caylar, Adjutant des Prinzen, erhielt als Boten⸗
lohn 300 Dukaten. (Publications 48, 225f.)