10 Maastricht während der Revolutionskriege
Wenn es auch in den Kreisen der sog. holländischen Patrioten schon lange
gährte, so blieb die Republik der Vereinigten Niederlande von der französischen
Revolution zunächst ziemlich unberührt, und am Hofe des Erbstatthalters und
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1790 zur Hochzeit des Erbprinzen von Braunschweig mit einer Schwester
Wilhelms V. nach dem Haag fuhr, konnte er berichten, daß die Stimmung dort,
trotz der Wirren in Brabant sehr vergnügt sei. „Nous sommes ici très paci-
fiques“. Im nächsten Jahre war er in Cassel und traf dort die Gesandten der ver⸗
triebenen französischen Prinzen und König Gustavs III. von Schweden, die
den Landgrafen Wilhelm IX. vergebens zur Stellung eines hessischen Hilfs—
korps gegen die Jakobiner zu bereden suchten. Als er dann im Mai 1792
wieder in Maastricht eintraf, da sah es dort sehr unruhig aus. Die Stadt
wimmelte von französischen Emigranten. „On ne parle que guerre.“
Lafayette stand unterstützt von zahlreichen holländischen Patrioten 12 Stunden
von Magstricht, mußte sich aber wieder zurückziehen. In Maagstricht selbst
wurde ein Jakobinerklub entdeckt und aufgehoben. Dann kamen die Nach—
richten von dem Feldzug der Oesterreicher und Preußen in der Champagne,
über dessen unglücklichen Verlauf Prinz Friedrich besorgniserregende Einzel⸗
heiten erfuhr, als am 10. Oktober 1792 plötzlich ganz überraschend sein Bruder
Landgraf Wilhelm IX. in Magqstricht bei ihm eintraf. Der Landgraf, der
den Feldzug an der Spitze von 0000 Hessen mitmachte, hatte auf die Nach⸗
richt von Custines Einfall in die Pfalz die Armee verlassen, und kehrte auf
dem Umweg über Magstricht, Aachen und Köln nach Hessen zurück, um durch
das Aufgebot seiner im Lande verbliebenen Truppen den Rückzug der Ver⸗
bündeten zu sichern, was ihm auch glücklich gelang und durch die ruhmvolle
Erstürmung Frankfurts gekrönt wurde.
Die Niederlande waren bisher am Kriege noch nicht beteiligt, aber öster⸗
reichische Truppen passierten am 20. November Maastricht auf ihrem Rückzug.
Nachdrängenden Franzosen wurde der Durchzug geweigert, aber ihr Führer,
General Eustache, wurde am J. Dezember vom Gouverneur höflich em⸗
pfangen und zum Diner eingeladen!. Genau zwei Monate später, am J. Febr.
1793, erklärte der Nationalkonvent dem Erbstatthalter den Krieg, und schon am
5. Februar standen 12000 Franzosen vor den Toren von Magstricht.
Die von den nördlichen Niederlanden gänzlich isolierte Festung konnte auf
keine Verstärkung ihrer schwachen Besatzung rechnen, da die ganze Heeres⸗
macht der Generalstaaten kaum 15000 Mann betrug. Ihre Lage schien ver⸗
Eustache wurde deswegen von den Pariser Gewalthabern des Hochverrats verdächtigt
und in Untersuchung genommen. Rojas, Miranda 67.