3 Friedrichs glückliche Ehe
liche Gefährtinnen. „Sie sind so gut“, schrieb ein Reisender, der 1780 den
Hof von Biebrich besuchte!, „so sanft und ungezwungen, daß man sie eher
für Töchter der Natur als für Prinzessinnen halten sollte. Etwas unaus⸗
sprechlich Einnehmendes ist über ihr ganzes Wesen verbreitet und ersetzt den
Mangel an glänzender Schönheit vollkommen ... Eine glückliche Mischung
von Freimütigkeit und Schüchternheit macht ihren Umgang überaus an⸗
genehm“. Denselben Eindruck hatte auch Prinz Friedriich von Hessen,
aber es dauerte noch vier Jahre, bis er den Mut fand, um Caroline
zu werben. Er erhielt ihr Jawort, und am 2. Dezember 17860 fand die
Vermählung statt.
kandgraf Wilhelm ILX. war gar nicht einverstanden mit der Wahl
seines Bruders, da ihm weder die ancienneté des usingischen Hauses noch
die avantages réels dieser Verbindung genügend erschienen. Friedrich
aber hat seine Wahl nie bereut und niemals seine Brüder beneidet, die
königliche Prinzessinen heimgeführt hatten. Im Gegensatz zu der Ehe be⸗
sonders des regierenden Landgrafen war Friedrichs Ehe (wie Wilhelm LX.
selber anerkennen mußte) eine ungemein glückliche, eine wahre Musterehe,
auf der von Anfang sichtlich der Segen Gottes ruhte. „Nous étions faits
'un pour l'autre, c'éEtoit écrit ppour mon bonheur dans le livre des
destinées“, schrieb er einmal an seine Gattin und konstatierte mit Stolz
„Je ne connais aucun mariage plus heureux que le nôtre“. Mit rüh⸗
render Zärtlichkeit hing er an seiner Frau und fühlte sich totunglücklich, wenn
er von ihr getrennt war, „Sans toĩ je ne suis qu'un halber Mann“. Kaum
saß er im Reisewagen, als er schon anfing, einen Zettel mit Grüßen zu
bekritzeln, die der Reitknecht nach Rumpenheim oder Biebrich bringen mußte.
Dann verging kein Tag, manchmal keine Stunde, ohne daß er ihr in langen
Briefen all seine großen und kleinen Erlebnisse berichtete, wobei er nie müde wurde,
sie seiner Liebe zu versichern. Er zeigte sich als ein wahrer Virtuose in der
Variation dieses einen Themas, und man hat fast den Eindruck, als ob
seine Liebe mit jedem Jahre zunahm statt sich abzukühlen. „Mes lettres
zont un potpourri“ schreibt er einmal nicht mit Unrecht. Er schickt ihr oft
gepreßte Blümchen, die er, ein großer Blumenfreund, für sie gepflückt, und
empfängt vön ihr zuweilen angebissene kleine Leckerbissen, die er dann —
je suis un fou! — in Erinnerung an sie verzehrt. Kurz er ist, wie er selbst
nach 10jähriger Ehe schreibt, noch eben so amoureux wie am Hochzeitstag.
Einen breiten Raum in dem umfangreichen Briefwechsel dieses glücklichen
In Bernoullis Reisesammlung. Vgl. Vehse, Gesch. d. deutschen Höfe 38, 73.