Tod des Vaters 1785 Verlobung
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folgend nach Cassel kamen und sich mit dem Vater versöhnten. Als erstes
Zeichen der wiedergewonnenen väterlichen Liebe und Gnade erhielt Friedrich
die Ernennung zum hessischen Generalleutnant sowie das heimgefallene Lehn
Viermünden bei Frankenberg.“
Die Wiedervereinigung der landgräflichen Familie nach 28jähriger Tren⸗
nung wurde im ganzen Hessenlande gefeiert. Sie dauerte aber nicht lange, da
kandgraf Friedrich II. schon nach zwei Jahren, am 31. Oktober 17885, bei der
Mittagstafel auf Schloß Weißenstein von einem plötzlichen Tode ereilt wurde.
Dieser Todesfall brachte mehr als das frühere Hinscheiden der Mutter eine
Anderung in dem Verhältnis der drei Brüder zu einander mit sich Man kam
nicht mehr so oft zusammen wie in Hanau, und die sehr selbstherrliche Auf⸗
fassung, die der nunmehr regierende Landgraf Wilhelm ILX. bei der Regelung
des väterlichen Nachlasses zeigte, mußte seine Brüder verstimmen. Wilhelm IX.
behauptete, daß die reiche Hinterlassenschaft des Vaters Landesvermögen sei,
und Carl und Friedrich mußten sich mit einer verhälnismäßig gering⸗
fügigen Erhöhung ihrer Apanage (um 6000 Taler jährlich) begnügen.
Eine reiche Entschädigung für die Lockerung der brüderlichen Bande fand
Prinz Friedrich durch die Gründung eines eigenen Hausstandes. Auf der Kur⸗
promenade von Wilhelmsbad, dem von Wilhelm JIX. kürzlich ins Leben geru⸗
fenen neuen Badeort, der um diese Zeit allsommmerlich das Rendezvous der
vornehmen Welt bildete, hatte er im Sommer 1782 zuerst die Erwählte seines
Herzens kennen gelernt. Es war die damals 19jährige Prinzessin Caroline
Polyxene von Nassau-Usingen, älteste Tochter des regierenden
Fürsten Carl Wilhelm, der wie Friedrich als General in niederländischen Dien⸗
sten stand und in Biebrich residierte. Der Fürst, der mit der Gräfin Caroline
Felicitas von Leiningen-Dachsburg-Heydesheim in sehr glücklicher Ehe lebte,
hatte nur zwei Töchter, Caroline und Luise. Söhne waren ihm versagt ebenso
wie seinem, ihm später in der Regierung folgenden Bruder Friedrich August,
so daß nach dessen Tode 18160 das Usinger Ländchen an die Weilburger Linie
fiel. Auf Schloß Biebrich herrschte aber ein sehr glückliches ungezwungenes
Familienleben, das sich sehr zum Vorteil von dem der meisten damaligen
Höfe (namentlich auch des Casseler) unterschied. Die beiden, fast gleich—
altrigen Prinzessinen — Caroline war am 4. April 17602, Lu ise am
14. Juni 17603 geboren — waren frische natürliche Mädchen und unzertrenn⸗
Es war zuletzt im Besitz der Frau des Oberhofmeisters Du Rosey geb. von Dal—
wvigk (4 1740) gewesen. Friedrich pflegte die ziemlich verwahrloste Besitzung, „qui est
a plus triste 4 du monde par ce tems pluvieux“, sein Sibirien zu nennen.
Hübsche Abbildung des Schlosses (von Ubbelohde) im Hessenkunstkalender f. 1924. UÜUber
die ältere Geschichte Viermündens vgl. Heldmann in Z3s. f. Hess. Geschichte 34, 347.