Aussöhnung mit dem Vater 1782
1780 an seinen Bruder Friedrich, der hier sich häuslich einrichtete, ver⸗
schiedene Umbauten vornahm und namentlich die Gartenanlagen völlig neu—
gestaltete. Das idyllische Mainschloß verwuchs im Laufe der Zeit so mit
der Geschichte seiner Familie, daß man zeitweise den ganzen Zweig des
hessischen Fürstenhauses, der von Friedrich abstammt, danach benannte.
Bei Gelegenheit des großen Freimaurerkongresses zu Wilhelmsbad 1782
trafen sich die drei Brüder wieder einmal in Hanau und folgten von hier
einer Einladung ihrer Stiefmutter, der Landgräfin Philippine, nach Frank⸗
furt, was den ersten Schritt zur Aussöhnung und Wiedervereinigung mit
ihrem Vater, dem regierenden Landgrafen Friedrich II. bedeutete.
Landgraf Friedrich hatte nach dem Tode seiner ersten, von ihm getrennt
lebenden Gemahlin noch einmal einen Versuch gemacht, sich seinen Söhnen
zu nähern, dann aber nach der ablehnenden Haltung Wilhelms, der für
seine Souveränität in Hanau fürchtete, weitere Schritte in dieser Hinsicht
unterlassen. Die beiden ältesten Prinzen zeigten sich am wenigsten zugäng—
lich, vielleicht weil in ihnen die durch die Mutter genährte Abneigung gegen
den von dem Glauben seiner Ahnen abgefallenen Vater am stärksten Wur—⸗
zel gefaßt hatte. Friedrich, von jeher der gemütvollste, weichherzigste
der Söhne, empfand am schwersten die Trennung. Er war es denn auch,
der durch einen impulsiven Schritt die Versöhnung herbeiführte und die
Brüder durch sein Vorgehen mit sich fortriß.
Ohne ihr oder irgend eines andern Vorwissen erschien er auf einmal am
27. Oktober 1782, einem Sonntag, auf dem Weißenstein bei Cassel, wo
er den Landgrafen, der sich gerade zur Tafel ankleidete, buchstäblich über⸗
rumpelte. Er hatte sich als ein Offizier des hessischen Regimentes, dessen
Inhaber er war, melden lassen, und als der Landgraf eintrat, warf er sich
ihm zu Füßen in leidenschaftlicher Bewegung, nur imstande, unartikulierte
Laute auszustoßen, aus denen der Landgraf nur das eine Wort „Gnade“
verstehen konnte. Friedrich IlI. glaubte einen Wahnsinnigen vor sich zu
haben und wollte ihn aus dem Zimmer weisen lassen. Da erschien, von
dem Geheimsekretär Robert herbeigerufen, der alte Minister Wittorff,
erkannte seinen ehemaligen Zögling und rief: „Ach, das ist ja Prinz
Friedrich, Ihrer Hochfürstl. Durchlaucht jüngster Sohn!“ Nun gab es eine
dramatische Erkennungsszene mit vielen Tränen und Umarmungen. Der
alte Landgraf war tiefgerührt und überhäufte seinen Sohn mit zärtlichen
Gnadenbeweisen. Friedrich aber schrieb entzückt über die liebevolle Aufnahme,
die er erfahren, nach Hanau und Schleswig und erreichte, daß auch seine
beiden Brüder Carl und (nach einigem Zögern) auch Wilhelm seinem Beispiel