Full text: Aus dem Leben des Landgrafen Friedrich von Hessen auf Rumpenheim: 1747-1837

Aussöhnung mit dem Vater 1782 
1780 an seinen Bruder Friedrich, der hier sich häuslich einrichtete, ver⸗ 
schiedene Umbauten vornahm und namentlich die Gartenanlagen völlig neu— 
gestaltete. Das idyllische Mainschloß verwuchs im Laufe der Zeit so mit 
der Geschichte seiner Familie, daß man zeitweise den ganzen Zweig des 
hessischen Fürstenhauses, der von Friedrich abstammt, danach benannte. 
Bei Gelegenheit des großen Freimaurerkongresses zu Wilhelmsbad 1782 
trafen sich die drei Brüder wieder einmal in Hanau und folgten von hier 
einer Einladung ihrer Stiefmutter, der Landgräfin Philippine, nach Frank⸗ 
furt, was den ersten Schritt zur Aussöhnung und Wiedervereinigung mit 
ihrem Vater, dem regierenden Landgrafen Friedrich II. bedeutete. 
Landgraf Friedrich hatte nach dem Tode seiner ersten, von ihm getrennt 
lebenden Gemahlin noch einmal einen Versuch gemacht, sich seinen Söhnen 
zu nähern, dann aber nach der ablehnenden Haltung Wilhelms, der für 
seine Souveränität in Hanau fürchtete, weitere Schritte in dieser Hinsicht 
unterlassen. Die beiden ältesten Prinzen zeigten sich am wenigsten zugäng— 
lich, vielleicht weil in ihnen die durch die Mutter genährte Abneigung gegen 
den von dem Glauben seiner Ahnen abgefallenen Vater am stärksten Wur—⸗ 
zel gefaßt hatte. Friedrich, von jeher der gemütvollste, weichherzigste 
der Söhne, empfand am schwersten die Trennung. Er war es denn auch, 
der durch einen impulsiven Schritt die Versöhnung herbeiführte und die 
Brüder durch sein Vorgehen mit sich fortriß. 
Ohne ihr oder irgend eines andern Vorwissen erschien er auf einmal am 
27. Oktober 1782, einem Sonntag, auf dem Weißenstein bei Cassel, wo 
er den Landgrafen, der sich gerade zur Tafel ankleidete, buchstäblich über⸗ 
rumpelte. Er hatte sich als ein Offizier des hessischen Regimentes, dessen 
Inhaber er war, melden lassen, und als der Landgraf eintrat, warf er sich 
ihm zu Füßen in leidenschaftlicher Bewegung, nur imstande, unartikulierte 
Laute auszustoßen, aus denen der Landgraf nur das eine Wort „Gnade“ 
verstehen konnte. Friedrich IlI. glaubte einen Wahnsinnigen vor sich zu 
haben und wollte ihn aus dem Zimmer weisen lassen. Da erschien, von 
dem Geheimsekretär Robert herbeigerufen, der alte Minister Wittorff, 
erkannte seinen ehemaligen Zögling und rief: „Ach, das ist ja Prinz 
Friedrich, Ihrer Hochfürstl. Durchlaucht jüngster Sohn!“ Nun gab es eine 
dramatische Erkennungsszene mit vielen Tränen und Umarmungen. Der 
alte Landgraf war tiefgerührt und überhäufte seinen Sohn mit zärtlichen 
Gnadenbeweisen. Friedrich aber schrieb entzückt über die liebevolle Aufnahme, 
die er erfahren, nach Hanau und Schleswig und erreichte, daß auch seine 
beiden Brüder Carl und (nach einigem Zögern) auch Wilhelm seinem Beispiel
	        
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