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Im Schlosse Wilhelmsthal bei Cassel hängt ein hübsches Bild des älteren
Tischbein!, drei Jungen von 0 bis 11 Jahren in den kleidsamen Uniformen des
friderizianischen Zeitalters darstellend. Die kleinen Soldaten sind die drei
Söhne des späteren Landgrafen Friedrichs II. von Hessen-Cassel, die der mili⸗
tärische Vater nicht früh genug in der Uniform sehen konnte. Sie sind auch
alle drei Soldaten geworden, aber sonst haben ihre Lebenswege sehr verschie⸗
dene Richtungen eingeschlagen. Der älteste, Wilhelm, wurde regierender
Landgraf und erster Kurfürst von Hessen; der zweite, Carl, war zeitweise
Vizekönig von Norwegen und starb als dänischer Statthalter der Herzogtümer
Schleswig und Holstein; der jüngste, Friedr ich, war holländischer General
und zog sich am frühsten ins Privatleben zurück.
Alle drei haben ein über das gewöhnliche Maß hohes Lebensalter erreicht
und haben Nachkommen hinterlassen, aber während der erbfähige Mannes⸗
stamm der beiden ältesten verdorrt ist, wurde Prinz Friedrich der Stamm—
vater des jetzt noch blühenden hessischen Fürstenhauses der älteren Linie,
sowie vieler anderer fürstlicher Familien und zahlreicher gekrönter Häupter
der Neuzeit. Und gerade von diesem jüngsten hat die Geschichtsschreibung
bisher so gut wie gar keine Notiz genommen?, obwohl er die menschlich
Vgl. Silber, Schloß Wilhelmsthal (1895) Taf. 3, wo das Bild aber nur in starker
Verkürzung zu sehen ist. „Die drei Brüder stehen in einer gegen die Terrasse des Oran⸗
gerieschlosses offenen Architektur. Erbprinz Wilhelm, in weißer Karabinieruniform, deutet
mit der Hand auf einen am Boden linker Hand stehenden Globus und anderes wissen⸗
schaftliches Gerät. Prinz Carl, ihm zugewendet, legt den Arm um Prinz Friedrich, der
als Kleinster zwischen den älteren Brüdern in der Mitte steht und mit den schönsten
Augen freundlich aus dem Bilde heraussieht. Er und Carl tragen die blaue, rotbesetzte
Gardegrenadieruniform“. Eine Kopie des Bildes (von Klenke 1869) aus dem Nachlaß
der Grafin Bose hängt jetzt im Schlosse zu Cassel. Den Nachweis des Originals verdanke
ich Sr. Hoheit dem Prinzen Friedrich Karl von Hessen, der mir überhaupt manche Er⸗
gänzungen zu meiner Arbeit geliefert und wertvolles Quellenmaterial beigesteuert hat.
2 Schmidts Neuer Nekrolog brachte im Ig. 160 (1838) 27 ff einen Lebens abriß. Die
Allgem. Deutsche Biographie kennt ihn überhaupt nicht. Kurze Lebensbeschreibungen
finden sich in Bricka's Dansk biografisk Lexikon und in den holländischen Werken: van der Aa,
Biogr. Woordenboek 8, 718 und Molhuysen en Blok,N. Nederl. Biogr. Woordenboek 1, 10096.
Losch, Landgr. Friedrich