Full text: Die Abgeordneten der Kurhessischen Ständeversammlungen von 1830 bis 1866.

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Desterheld, Conrad Wilhelm, Gutsbesitzer zu Niedergude, * 18. Ok— 
lober 1816 zu Bornhagen unterm Hanstein. Mäglied der 2. Kammer 1860, 
18611 und 18618 für den größeren Grundbesißz. Mitglied der Stände 
18683 für die Höchstbesteuerten des Bezirks Hersfeld. 4 13. Juli 1898 zu 
Eisenach. 
Oetker, Carl, * 22. September 1822 zu Rehren, Dr. jur. 1847 Privat—- 
dozent der Rechte zu Göttingen, seit 1848 Obergerichtsanwalt zu Cassel. 
Mitglied der Stände 1862 und 1863 für die Höchstbesteuerten der Graf— 
schaft Schaumburg. Als treuer Mitstreiter seines älteren Bruders Friedrich 
stand er mit in den ersten Reihen der Oppositionellen. Im Gegensatz zu 
seinem Bruder unterschrieb er am 5. September 1866 die sog. Totengräber— 
adresse, ein Schritt, den er freilich nach seinem eigenen Geständnis sofort 
wieder bereute. Später war er seit 1882 nationälliberaler Abgeordneter 
des preußischen Landtags, 1884 —90 auch des Reichstags für Rinteln. Seit 
1886 lebte er als Kammergerichtsanwalt zu Berlin, wo er am 24. August 
1893 starb. (Trabert, Totengr. 71. Hess. Bl. 1972. Hessenl. 7, 248.) 
Oetker, Friedrich, *9. April 1809 zu Rehren, Bruder des Vorigen, 
Dr. jur. und seit 1837 Obergerichtsanwalt zu Cassel. Mitglied der Stände 
1848, 1849 und 1850 für Rinteln, 1862 für Schmalkalden, 1868 für 
Rinteln. Begründer und Redakteur der „Neuen hessischen Zeitung“ 1848 — 50 
und der „Hessischen Morgenzeitung“ seit 1859, durch deren geschickte Leitung 
er der Führer und die Seele der hessischen Kammeropposition wurde. Er 
war unstreitig der geistig begabteste und energischste Kämpfer seiner Partei, 
der indessen weit mehr durch seine schriftstellerische, organisatorische und 
diplomatische Tätigkeit hervorragte als durch seine parlamentarischen Talente. 
Sein juristischer Scharfsinn, seine feinsinnige poetische Begabung, seine Heimats— 
liebe und seine persönliche Uneigennützigkeit mußte auch von seinen Gegnern 
anerkannt werden. Verhängnisvoll wurde sein Auftreten während und infolge 
des zweiten Verfassungskampfes, der im wesentlichen sein Werk war, nament— 
lich durch seine geheimen Beziehungen zur preußischen Regierung. Die 
Annexion hat er freilich nicht gewollt und ihre nächsten Folgen, besonders 
die „Rechtsverwüstung“ des Diktaturjahres bitter empfunden, wie er auch 
die Erklärung der sog. 13 Totengräber aufs heftigste mißbilligte. Sein 
Götze war die Verfassung von 1831, für die er alles opferte und jahrelang 
1851—59 sogar in der Verbannung, in Braunschweig, Helgoland und 
Belgien lebte. Daß dieser Götze dann von den Geistern, die er gerufen, 
sofort gestürzt wurde, hat er nie recht verwunden. Nach 1866 war er 
allerdings noch bis zu seinem Tode nationalliberaler Reichstagsabgeordneter 
für Rinteln, spielte aber keine Rolle mehr. Als verbitterter und vergessener 
Mann starb der einst so populäre „Volkstribun Hessens“ am 17. Februar 
1881 zu Berlin. Seine „Lebenserinnerungen“ (1877 —85) find eine der 
wichtigsten Quellen für die Geschichte der hessischen Landtage und des Unter— 
— 
v. Pappenheim, Alfred Otto Rabe, * 2. September 1808 zu Cassel. 
1826 Leutnant der Gardedukorps, trat schon 1827 wegen eines Duells mit 
dem Leutnant v. Haynau, dem späteren Kriegsminister, aus dem hessischen 
in russische Dienste, machte als Husarenoffizier den türkischen und polnischen
	        
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