Full text: Kurfuerst Wilhelm I. Landgraf von Hessen. Ein Fuerstenbild aus der Zopfzeit

Hanau⸗Muͤnzenberg Gebietsunfang Konfession 77 
die mit Altenhaßlau, Bieber und Lohrhaupten die sog. Obergrafschaft 
hbildeten. Den groͤßten zusammenhaͤngenden Teil bildete die Nieder— 
grafschaft an der unteren Kinzig und zwischen Nidder und Main. Links 
vom Main lag außer Rumpenheim nur die dem darmstsaͤdtischen Ge⸗ 
biete benachbarte, daher von der juͤngeren hessischen Linie auch so sehr 
begehrte Herrschaft Babenhausen an der Gersprenz. Zu diesen groͤßeren 
Gebietsteilen kamen noch mehrere kleinere Exklaven, wie die Aemter 
Dorheim (mit Nauheim) und Rodheim in der eigentlichen Wetterau, 
Ortenberg an der oberen Nidder, sowie eine Anzahl von Orten, wie 
Muͤnzenberg, Assenheim und Rieneck, die Hanau mit anderen Reichs—⸗ 
staͤnden gemeinschaftlich besaß. Stadt und Burg Gelnhausen mußten 
zwar den Grafen seit 1746 als alleinigen Pfandherren anerkennen, 
hatten sich aber doch noch eine gewisse reichsstaͤdtische Unabhaͤngigkeit 
bewahrt, die erst durch den Reichsdeputationshauptschluß von 1803 
voͤllig verloren ging. Schließlich gehoͤrten eigentlich die Aemter Schwarzen⸗ 
fels und Brandenstein in den Auslaͤufern der Rhoͤn noch zur Ober— 
grafschaft, waren aber ebenso wie die Kellerei Naumburg schon seit 
1648 bezw. 1719 an Hessen⸗Cassel verpfaͤndet und von diesem verwaltet. 
Die Hanauer Untertanen bekannten sich zum groͤßten Teil zur refor— 
mierten Konfession, die Philipp Ludwig II. der bedeutendste der Muͤnzen⸗ 
berger Grafen, Ende des 16. Ihdts. eingefuͤhrt hatte. Seit dem Re—⸗ 
gierungsantritt der lutherisch gebliebenen Lichtenberger Linie war aber 
das nie ganz verdraͤngte Luthertum wieder in manchen Orten erstarkt 
und hatte in Stadt und Land neue Kirchen und Gemeinden gewonnen. 
Das Amt Babenhausen war rein lutherisch. Die Bewohner des Frei— 
gerichts waren Katholiken. Auch in dem fruͤher mit Mainz gemein—⸗ 
schaftlichen Biebergrund gab es noch viele katholische Untertanen, so daß 
auch die Konfessionskarte der Grafschaft kein einheitliches Bild zeigte. 
Juden gab es in nennenswerter Zahl außer in der Hauptstadt nur in 
wenigen Orten, so in Bergen, Bockenheim, Windecken und Schluͤchtern. 
Die Residenzstadt Hanau, mit ihren 11000 Einwohnern an 
Groͤße und Bedeutung alle uͤbrigen Staͤdte des kleinen Landes weit— 
aus uͤberragend, bestand damals noch aus zwei nicht nur durch Wall 
und Graben sondern auch in Verfassung und Verwaltung voͤllig ge— 
schiedenen Staͤdten. Die kleine, winkelig und eng gebaute Altstadt, 
lehnte sich an das im Winkel des Kinzigknies gelegene, aus dem alten 
Burgsitz der Hanauer Dynasten erwachsene Residenzschloß an, in dessen 
Schutz sich die Einwohner des 1303 zur Stadt erhobenen Ortes ange⸗ 
siedelt hatten. Vielfach umgebaut und erweitert bildete das ganz von
	        
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