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Konfirmation 17859 Tod Wilheélms VIII. 1760
vor der Gemeinde und erreichte damit, daß Wilhelm um einen Auf—
schub bat und den Wunsch aͤußerte, daß das Kirchenexamen nicht vor
aller Welt abgehalten wuͤrde. Das wurde ihm auch gewaͤhrt, und so
fand die Konfirmation erst am 8. November 1759 im Palais in Gegen⸗
wart der Herren v. d. Asseburg, v. Frankenberg, zweier deutscher, zweier
franzoͤsischer reformierter Pfarrer ) und des gesamten Hausstandes durch
den Pfarrer Stubenrauch statt. Die Pruͤfung war außerordentlich
gruͤndlich und dauerte volle 3 Stunden. Nach dem offiziellen Bericht
befriedigten die Antworten des Konfirmanden „in allem so, daß er das
Erstaunen aller Anwesenden erregte“. Nach der Einsegnung empfing
er das heilige Abendmahl. Am ersten Weihnachtstag ging er zum
erstenmale oͤffentlich in der reformierten Kirche zum Tische des Herrn,
eine Gewohnheit, die er von da ab an diesem Tage bis in sein Alter
regelmaͤßig beibehielt.
Man kann nicht sagen, daß gerade die religioͤsen Mahnungen
Mariens alle auf einen fruchtbaren Boden gefallen seie. Wilhelm
hat Zeit seines Lebens fest an dem von ihm bekannten Glauben ge—
halten und war in seiner Weise entschieden ein aufrichtig frommer
Mann, aber gerade in der Art, wie er dies und sein Gottvertrauen
zu betonen liebte, wenn auch hauptsaͤchlich in seinen fuͤr andere Augen
zunaͤchst nicht bestimmten Aufzeichnungen, war der Einfluß Wittorffs
nicht zu verkennen, wie er denn auch gerade nach seiner Konfirmation
einen Brief an diesen richtete und darin dankbar seiner Lehren und seines
Beispiels gedachte. Besonders die beschwoͤrende muͤtterliche Mahnung,
„nenne Gottes Namen seltener und denke oͤfter an ihn“, hat er oft
außer Acht gelassen und die Suͤnden seines persoͤnlichen Lebens spaͤter
nur zu gern mit dem Vertrauen auf Gottes allverzeihende Barmherzig⸗
keit zugedeckt.
Mit der Konfirmation waren die Kinderjahre fuͤr den 17 jaͤhrigen
Prinzen zu Ende, und ein Vierteljahr spaͤter trat ein Ereignis ein, das
diesen Abschnitt in seinem Leben noch deutlicher markierte. Am 3. Feb. 1760
kam durch eine Staffette die Nachricht nach Kopenhagen, daß Landgraf
Wilhelm VIII. am 1. des Monats die Augen fuͤr immer geschlossen
habe. Prinz Wilhelm war nun Erbvprinz von Hessen.
1) Die reformierte Kirche in Kopenhagen verdankte der Koͤnigin Charlotte Amalie,
Schwester des Landgrafen Tarl, ibhre Existena, und ibre Pfarrer einer Stiftung der
Koͤnigin ihren Unterbalt.