40 — Die hessischen Prinzen am daͤnischen Hofe
ließ, was von diesem deutlich empfunden und erwidert wurde. Um so
auffallender war die ganz ausnehmende Gnade und Herzlichkeit, mit
der die alte Koönigin Sophie Magdalene die Prinzen uͤberschuͤttete,
die sich, solange sie in Kopenhagen weilten, bei ihr und in ihrer Ge⸗
sellschaft immer am wohlsten fuͤhlten und sie deshalb wie eine zweite
Mutter verehrten. Am 15. November 1756 sah Prinz Wilhelm
zum ersten Male die damals neunjaͤhrige Prinzessin Caroline, aber der
zeremonielle Empfang eines exotischen Gesandten aus Marokko machte
auf den dreizehnjaͤhrigen Braͤutigam entschieden einen groͤßeren Ein⸗
druck als diese erste Begegnung mit der fuͤr ihn bestimmten Lebens⸗
gefaͤhrtin. „Sie war noch sehr jung“, erzaͤhlt er, „und da ich sie nur
en public sah, und da unsere zukuͤnftige Verbindung noch ein Ge⸗
heimnis war, so kuͤmmerte ich mich noch nicht allzuviel um ihren
Charakter, der gut sein sollte.“
Von Anfang an wurden die hessischen Prinzen zur koͤniglichen Tafel
gezogen. Jeden Montag und Freitag speiste einer von ihnen ab⸗
wechselnd beim Koͤnig, beim Kronprinzen oder an der Hofmarschalls⸗
tafel. Um 14/22 begann die Cour beim Koͤnig, vor der man eine
Stunde lang in den Vorkammern der beiden Koͤniginnen und der
koͤniglichen Familie zirkulieren mußte. Die Soupers suchte der Gouver⸗
neur meist zu „deprezieren“. Aber die Koͤnigin⸗Mutter pflegte einen
Wochentag zu „Appartement, Souper und Ball“ zu bestimmen, wo
die Prinzen nicht gut fehlen durften. Die lange Dauer und das
Zeremoniell der koͤniglichen Tafelfreuden bildeten fuͤr die kleinen Prinzen
ein zweifelhaftes Vergnuͤgen. Mit seinem schon damals stark ausge⸗
praͤgten Standesbewußtsein empfand Wilhelm es unangenehm, daß
die Gesandten der groͤßeren Maͤchte vor ihnen den Vorrang genossen,
und daß namentlich der regelmaͤßig neben ihm sitzende franzoͤsische Ge⸗
sandte Ogier, ein beruͤhmter Jurist, ihm „den pas nicht cediren
wollte“ und ihm gegenuͤber eine Goͤnnermiene aufsetzte. Der Hoͤflichkeit
halber mußte man aber sogar eine Einladung Ogiers auf des Koͤnigs
Rat de bonne grace akzeptieren, wobei es am Ende „nach dem gusto
der Nation sogar Concert und den spectacle eines Equilibristen gab“.
Den kaiserlichen Gesandten Grafen Dietrichstein, der den Prinzen
zuerst seine Aufwartung machte, suchte man moͤglichst zu meiden, um,
den Instruktionen des Landgrafen entsprechend, die Prinzen vor der
so aͤngstlich gefuͤrchteten katholischen Beeinflussung zu bewahren, die man
wie es scheint von seiten des doch ebenfalls katholischen franzoͤsischen
Gesandten nicht befuͤrchtete. Auch seitens der hohen Hof⸗ und Staats⸗