Full text: Kurfuerst Wilhelm I. Landgraf von Hessen. Ein Fuerstenbild aus der Zopfzeit

Daͤnemark unter Friedrich V. 
39 
bon den Kriegsstuͤrmen der damaligen Zeit voͤllig verschont blieb. Man uͤber⸗ 
sah auch, namentlich im Anfang seiner Regierung, seine vielen Schwaͤchen, 
seine Leichtlebigkeit, seine Verschwendungssucht, seine Neigung zu dem 
schoͤnen Geschlecht und zu einem gutem Glase Wein, freute sich viel—⸗ 
mehr, daß der pietistische Ton, der die Regierungszeit seines Vaters 
kennzeichnete, verschwunden war. Statt der tristen Einfoͤrmigkeit des 
fruͤheren Hoflebens herrschte jetzt in Kopenhagen ein leichtlebiger, heiterer 
Geist. Italienische Opern wechselten mit franzoͤsischen Komoͤdien, und 
daneben gingen Holbergs Lustspiele uͤber die Bretter des neueroͤffneten 
Danske Skueplads am Konges Nytorv. Der fruͤhere Hof hatte ein 
rein deutsches Gepraͤge gehabt, wie auch die hoͤheren Volksschichten 
durchweg deutsch gebildet waren. Auch Friedrich V. war noch ganz 
deutsch erzogen, sprach fast nur deutsch und hatte auch noch die deutsche 
Kommandosprache in der Armee beibehalten, die sich ja zum großen 
Teil aus den deutschen Landen des Koͤnigreichs — außer den Elb— 
herzogtuͤmern gehoͤrte damals noch Oldenburg und das Fuͤrstentum Luͤbeck 
dazu — rekrutierte. Aber es war doch unverkennbar, wie unter seiner 
Regierung der gallische Rokokowind zunahm, gegen den nur die Koͤnigin⸗ 
mutter, die deswegen vom Volke angefeindete Culmbacherin, die alte 
barocke, deutsche Tradition streng wahrte. Es entstand ein regelrechter 
Import von franzoͤsischer Mode und franzoͤsischem Geschmack. Kopen⸗ 
hagen fing an, ein Klein⸗Paris zu werden und das deutsche Element, 
das bisher in der Regierung und am Hofe ausschlaggebend gewesen 
war, mußte mehr und mehr franzoͤsischen Einfluͤssen und Persoͤnlichkeiten 
Platz machen. Dem eben aufkommenden Nationaldaͤnentum, das da⸗ 
neben zu erstarken begann, war diese Erscheinung nicht unwillkommen, 
bedenklicher aber stimmte die mit den Jahren zunehmende Verschwendungs⸗ 
sucht des Koͤnigs. Seine Bauten, seine Freigebigkeit gegenuͤber Kuͤnstlern, 
Dichtern und Gelehrten, sowie seine prunkvollen Hoffestlichkeiten ver⸗ 
schlangen große Summen, und die Ruinen der Marmorkirche in der 
Naͤhe des Palais der hessischen Prinzen dokumentierten nur zu deutlich 
die wachsende Finanznot des Hofes, womit die des Landes fast gleichen 
Schritt hielt. 
Der Koͤnig haͤtte seine hessischen Neffen mit offenen Armen aufge— 
nommen und sie von Anfang an als zur koͤniglichen Familie gehoͤrig be⸗ 
trachtet und behandelt. Der kleine Kronprinz versicherte ihnen bei der 
ersten Begegnung, er werde sie als Bruͤder lieben. Am reserviertesten 
verhielt sich die Konigin Juliane, die von vornherein eine Abneigung 
gegen den jungen zukuͤnftigen Braͤutigam ihrer Stieftochter durchblicken
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.