Daͤnemark unter Friedrich V.
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bon den Kriegsstuͤrmen der damaligen Zeit voͤllig verschont blieb. Man uͤber⸗
sah auch, namentlich im Anfang seiner Regierung, seine vielen Schwaͤchen,
seine Leichtlebigkeit, seine Verschwendungssucht, seine Neigung zu dem
schoͤnen Geschlecht und zu einem gutem Glase Wein, freute sich viel—⸗
mehr, daß der pietistische Ton, der die Regierungszeit seines Vaters
kennzeichnete, verschwunden war. Statt der tristen Einfoͤrmigkeit des
fruͤheren Hoflebens herrschte jetzt in Kopenhagen ein leichtlebiger, heiterer
Geist. Italienische Opern wechselten mit franzoͤsischen Komoͤdien, und
daneben gingen Holbergs Lustspiele uͤber die Bretter des neueroͤffneten
Danske Skueplads am Konges Nytorv. Der fruͤhere Hof hatte ein
rein deutsches Gepraͤge gehabt, wie auch die hoͤheren Volksschichten
durchweg deutsch gebildet waren. Auch Friedrich V. war noch ganz
deutsch erzogen, sprach fast nur deutsch und hatte auch noch die deutsche
Kommandosprache in der Armee beibehalten, die sich ja zum großen
Teil aus den deutschen Landen des Koͤnigreichs — außer den Elb—
herzogtuͤmern gehoͤrte damals noch Oldenburg und das Fuͤrstentum Luͤbeck
dazu — rekrutierte. Aber es war doch unverkennbar, wie unter seiner
Regierung der gallische Rokokowind zunahm, gegen den nur die Koͤnigin⸗
mutter, die deswegen vom Volke angefeindete Culmbacherin, die alte
barocke, deutsche Tradition streng wahrte. Es entstand ein regelrechter
Import von franzoͤsischer Mode und franzoͤsischem Geschmack. Kopen⸗
hagen fing an, ein Klein⸗Paris zu werden und das deutsche Element,
das bisher in der Regierung und am Hofe ausschlaggebend gewesen
war, mußte mehr und mehr franzoͤsischen Einfluͤssen und Persoͤnlichkeiten
Platz machen. Dem eben aufkommenden Nationaldaͤnentum, das da⸗
neben zu erstarken begann, war diese Erscheinung nicht unwillkommen,
bedenklicher aber stimmte die mit den Jahren zunehmende Verschwendungs⸗
sucht des Koͤnigs. Seine Bauten, seine Freigebigkeit gegenuͤber Kuͤnstlern,
Dichtern und Gelehrten, sowie seine prunkvollen Hoffestlichkeiten ver⸗
schlangen große Summen, und die Ruinen der Marmorkirche in der
Naͤhe des Palais der hessischen Prinzen dokumentierten nur zu deutlich
die wachsende Finanznot des Hofes, womit die des Landes fast gleichen
Schritt hielt.
Der Koͤnig haͤtte seine hessischen Neffen mit offenen Armen aufge—
nommen und sie von Anfang an als zur koͤniglichen Familie gehoͤrig be⸗
trachtet und behandelt. Der kleine Kronprinz versicherte ihnen bei der
ersten Begegnung, er werde sie als Bruͤder lieben. Am reserviertesten
verhielt sich die Konigin Juliane, die von vornherein eine Abneigung
gegen den jungen zukuͤnftigen Braͤutigam ihrer Stieftochter durchblicken