30 Kopenhagen Einzug in das Brockdorf'sche Palais 1757
und Friedrich V. unendlich viel zur Verschoͤnerung der Stadt geschehn.
Die ganze Altstadt um den gewaltigen Neubau von Christiansborg war
mit zahlreichen stattlichen oͤffentlichen und Privatbauten neu erstanden,
und unter Friedrich V. wurde auch der Teil der Neustadt, der an die
Brandstaͤtte von Amalienborg grenzte, neu angelegt. Hier hatten der reiche
daͤnische Adel und die wohlhabende Buͤrgerschaft, durch Privilegien ge⸗
foͤrdert, durch ihre Bautaͤtigkeit die Verschoͤnerungsabsichten des pracht⸗
liebenden Monarchen besonders unterstuͤtzt und waͤhrend der Monumental⸗
bau der unter Friedrich V. begonnenen Marmorkirche Jardins infolge
Geldmangels eine unvollendete moderne Ruine blieb, wuchsen in ihrer
Nachbarschaft zahlreiche praͤchtige Adelspalaͤste empor, die von dem Reich—
tum und dem Kunstsinn ihrer Erbauer zeugten. Im Mittelpunkte dieses
neuen, mit ungeheuren Kosten angelegten Stadtteils, der sog. Friedrichs⸗
stadt, an der Stelle, wo das 1689 abgebrannte Schloß Amalienborg
der Gemahlin Friedrichs III. gestanden hatte, erbaute der Direktor der
Kunstakademie Nikolai Eigtved, ein Mitarbeiter am Dresdner Zwinger,
vier voͤllig gleichartige Palais, die den fuͤr eine spaͤter aufgestellte Monu⸗
mentalstatue Friedrichs V. bestimmten achteckigen Friedrichsplatz umrahm⸗
ken und, dicht am Strande gelegen, einen praͤchtigen Ausblick auf den
neuen Kriegshafen gewaͤhrten. Jedes dieser fuͤr die Grafen Levetzow,
Moltke, Schack und Brockdorf erbauten Palais) bestand aus einem im
franzoͤsisch⸗saͤchsischen Barockstil errichteten Hauptgebaͤude, flankiert von zwei
kleineren Seitenpavillons, hinter denen sich große Gaͤrten ausdehnten.
Eigtved starb noch vor der Vollendung der ganzen Anlage, die in ihrer
einheitlichen vornehmen Gestaltung der besten Platzkunst des 18. Jahr⸗
hunderts in ganz Europa angehoͤrt. Die Bauten waren noch nicht ganz
fertig, als Graf Brockdorf auf Veranlassung des Koͤnigs sich bestimmen
ließ, sein Palais den neu angekommenen hessischen Prinzen einzuraͤumen,
die bis dahin im Giesler'schen Gasthofe eine ziemlich beschraͤnkte, dabei
sehr teuere“) Unterkunft gefunden hatten. Am 20. Januar 1757 fand
der Umzug statt, einstweilen erst in das Erdgeschoß, bis die Arbeiter auch
die oberen Stockwerke raͤumten, von deren Fenstern die Prinzen den fuͤr
sie noch ungewohnten Anblick der riesigen Orlogsschiffe des gegenuͤber⸗
1) Die vier Grafenpalais wurden spaͤter von dem daͤnischen Hofe angekauft und
nach dem letzten Brande von Christiansborg zur Residenz bestimmt, die seitdem wieder den
alten Namen Amalienborg traͤgt. In dem von den hefsischen Prinzen bewohnten Fluͤgel
residiert gegenwaͤrtig der regierende Koͤnig Christian X.
2) FZuͤr 6 Gedecke, fuͤr Dienerschaft und 19 Pferde mußten sie woͤchentlich 350
schwere daͤnische Taler zahlen, waͤhrend anfangs die ganze Apanage nur 18000 Taler
betrug.