Full text: Kurfuerst Wilhelm I. Landgraf von Hessen. Ein Fuerstenbild aus der Zopfzeit

3. Die hessischen Prinzen in Kopenhagen 
1756260 
De Uebersiedelung der Enkel Wilhelms VIII. nach Daͤnemark bildete 
die Einleitung zu einer dynastischen Familienverbindung, die in der Zu⸗ 
kunft eine außerordentliche Bedeutung bis in die neueste Zeit gehabt hat.) 
Als die drei Prinzen am Morgen des 14. Nov. 1756 die hohen und 
zierlichen Tuͤrme Kopenhagens aus ihrem auf der Straße von Rothschild 
hexanrollenden Reisewagen zuerst erblickten, da ahnte wohl keiner von 
ihnen, daß sie lange Jahre dort zubringen wuͤrden. Fuͤr einen von ihnen 
sollte Daͤnemark uͤberhaupt die zweite Heimat werden, mit deren Ge— 
schicken das seine eng verflochten wurde, aber auch die beiden andern 
sollten ihre ganze Jugendzeit dort gefesselt bleiben. 
Es bedurfte nur eines Blickes aus den Fenstern ihres Gasthofes auf 
die riesigen Fassaden des neuen Schlosses Christiansborg, um die An⸗ 
koͤmmlinge zu uͤberzeugen, daß ihre hochgespannten Erwartungen uͤber den 
Ortswechsel berechtigt gewesen waren. Kopenhagen, mit seinen 100 000 
Einwohnern in Deutschland nur von Wien und Berlin uͤbertroffen, an 
Handelsbedeutung mit Hamburg wetteifernd, galt nicht mit Unrecht als 
eine der schoͤnsten Hauptstaͤdte Europas, und man prophezeite damals, 
daß es unter der weiteren Regierung seines prachtliebenden Koͤnigs binnen 
kurzem alle andern Staͤdte uͤberragen werde. Schon im 17. Jahrhundert 
hatte ein unbekannter Poet die Perle des Sundes in holperigen Versen 
angesungen: 
Copenhague, cité belle comme le jour 
Est l'ornement du Nord, de son Roy les deélices. 
Là Neptune et Themis ont leurs plus beau séjour 
Mars. Neptune et les Arts leurs doctes exercises. 
Seitdem hatten die von jeher zahlreichen Braͤnde unter den alten schlichten 
Holzhaͤusern und engen Gassen stark aufgeraͤumt, und namentlich seit der 
großen Feuersbrunst von 1728 war unter den Koͤnigen Christian VI. 
1) Val. die genealogische Tafel im Anhang.
	        
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