Anhang 1: Wilhelms natuͤrliche Kinder
über Zahl und Namen der natuͤrlichen Kinder Wilhelms gehen die verschiedensten
Angaben durch die historische Literatur, die sich nur alle durch ihre phantastische Über⸗
treibung gleichen. Am vorsichtigsten druͤckt sich Klauhold, der Verfasser der „drei
Lebenslaͤufe in absteigender Linie“ aus, indem er schreibt: der Kurfuͤrst habe die Zahl
seiner natuͤrlichen Kinder schwerlich selbst gekannt. Vehse behauptet dagegen Geschichte
der deutschen Hoͤfe 27, 266), daß Wilhelm von seinen „zahlreichen maĩtressen“ nicht
weniger als 74 Kinder gehabt habe, eine Zahl, die viele ihm nachgeschrieben haben.
Die Quellen, aus denen diese Angaben stammen, sind unkontrollierbar, zum groͤßten
Teil wohl einfaches Lakaiengeschwaͤtz. Da Wilhelm aber uͤber seine liaisons und ihre
Folgen in seinen Memoiren und Tagebuͤchern sich sehr offen geaͤußert hat, so sind wir
in der Lage, die Fabeleien uͤber seine illegitime Nachkommenschaft auf ihr richtiges
Maß zu reduzieren.
Aus seiner Liebschaft mit der Wulffen Wcergl. oben S. 95) stammen keine
Kinder. Nach dem Bruche des damaligen Erbprinzen mit dieser seiner ersten Maͤtresse
trat er um 1774 in Beziehungen zu der Buisinne. Nach deren Verabschiedung
fesselte ihn 1778 -87 Rosa Ritter, deren Nachfolgerin dann Caroline v. Schlot⸗
heim wurde. Aus allen drei Verbindungen hatte der Landgraf Kinder, die er an⸗
erkannte und die unter den Namen Heimrod, Haynau und Hessenstein spaͤter
mit den sog. Nauheimer Salzkreuzern belehnt wurden. Diese Finanzoperation,!) die
darin bestand, daß der Preis des Scheffels Salz um je einen Kreuzer erhoͤht wurde, der
den Belehnten zu Gute kam, soll von Buderus ausgesonnen sein. Zuerst erhielten die
Haynaus durch Reskript vom 5. Oktober 1798 den Salzkreuzer, am 5. Oktober 1805
wurde dann die Beleihung auch auf die Heimrods und Hessensteins ausgedehnt. Die
Zahlung dieser Rente erfolgte bis zum Jahre 1866 und brachte den drei Familien
jaͤhrlich insgesamt 2400 - 2500 Taler ein, war also nicht sonderlich hoch. Auch er⸗
hielt das Konsistorium zu Hanau einen agewissen Anteil an den Salzkreuzern.
J. Die Heimrods
Ihre Mutter war Kharlotte Christine Buisinne, 4. April 1749 zu Hanau
als Tochter des Landbereiters Henri B. und dessen Ehefrau Charlotte Varlut. Das
wenige, was wir uͤber sie wissen, ist oben, S. 126, erzaͤhlt worden. Sie verschwindet
im Dunkel, aus dem sie aufgetaucht ist. Nach einer handschr. Notiz Vilmars soll
sie nach dem Kapland ausgewandert sein. Ibre Kinder erbielten den Namen v. Heim⸗
1) Selbstverstaͤndlich hat man diese Finanzmaßregel scharf kritisiert. Derartige Belehnungen waren aber nichts
Ungewoͤhnliches, und bei der mangelnden Scheibung zwischen Landesvermoͤgen und fuͤrstlichem Privatvermoͤgen war
es Jiemlich egal, aus welcher Quelle die Gelder zum Unterhalt der Nebenkinder flossen. Ueber die Salzkreuzer vergl.
die Aufsaͤtze von Woringer und Kuͤhn Seffenland 1914 G. 145 und 364), deren genealogische Angaben oben er⸗
zaͤnzt und bexichtiat werden.