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Besuche Reise nach Altona 1756
dort weilte, deren auffallend schoͤne Hofdame, ein Frl. v. Forcade, den
Casseler Kavalieren den Kopf verdrehte. Den kaiserlichen Abgesandten
General v. Pretlack, der einen letzten Versuch in Cassel machen sollte,
den Erbprinzen fuͤr Wien zu gewinnen, bekamen die Prinzen nicht zu
sehen. Sie wurden waͤhrend seiner Anwesenheit streng von der Hof⸗
tafel entfernt gehalten, um jede Beruͤhrung mit dem gefuͤrchteten katho—
lischen Sendboten zu vermeiden, Ider unverrichteter Dinge wieder heim⸗
kehren mußte. Prinz Friedrich hatte ihn gar nicht empfangen, er
reiste Anfang April nach Berlin zur selben Zeit, als die hessischen Regi—
menter unter dem Grafen Ysenburg nach England zogen, deren Fuͤhrung
ihm diesmal zu seinem großen Schmerz vorenthalten wurde.
Auf der Ruͤckreise nach Berlin besuchte die Prinzessin Heinrich
b. Preußen im Mai in Begleitung der Erbprinzessin deren Soͤhne in
Boͤttingen, und es schloß sich an diesen Besuch ein froͤhlicher Ausflug
nach dem Hardenberg, dem Ahnensitz des gleichnamigen hessischen Mi⸗
nisters, der damals gerade in die Dienste Wilhelms VIII. getreten war.
Solche Ausfluͤge in die Umgegend, nach der Rasemuͤhle, nach dem
Kloster Marienstein und nach anderen schoͤn gelegenen Punkten sagten
Marien und ihren Soͤhnen mehr zu als die steifen Professorenempfaͤnge,
mit denen Wittorff die Erbprinzessin jedesmal begluͤcken wollte. Merk⸗
wuͤrdigerweise erfaͤhrt man nichts uͤber einen Besuch der hessischen Plesse,
und es scheint so, als ob Wittorff Ordre hatte, das Gebiet des katho—
lischen Landgrafen von Rotenburg zu meiden.
Im Sommer 1756 machten die Prinzen ihre zweite groͤßere Reise,
diesmal nach Hamburg. Koͤnig Friedrich V. von Daͤnemark
hatte den natuͤrlichen Wunsch, den kleinen Brautwerber seiner Tochter
kennen zu lernen, und da er im Juni seine holsteinische Residenz Altona
besuchen wollte, erging eine Einladung an die Prinzen, dort mit ihm
zusammen zu treffen. Am 3. Juni kamen sie in Hamburg an und
wohnten am Jungfernstieg. Der Empfang in Altona am 6. unter⸗
schied sich wesentlich von der vorjaͤhrigen Herrenhaͤuser Respektsvisite.
Marie, die diesmal ihre Kinder alleine reisen lassen mußte, hatte ihrem
Bylly die besten muͤtterlichen Weisungen mit auf den Weg gegeben
und ihn daran erinnert, daß er sich in dem Koͤnig einen Freund und
Beschuͤtzer erwerben muͤsse. Die drei Jungen mit ihrem frischen, munteren
Wesen gefielen ersichtlich dem daͤnischen Koͤnig, und er selber nahm
sie sofort durch seine Herzlichkeit gefangen. Friedrich V. behandelte sie
ohne weiteres wie nahe Verwandte, indem er sie daran erinnerte, daß
auch in seinen Adern hessisches Fuͤrstenblut rolle, da seine Urgroßmutter